Geschrieben: 07. Juni, 2018 in Aktuelles
 
 

Schleichende Gefahr – PCB, das vergessene Gift


Das Gift PCB ist nach wie vor in unserem Alltag gegenwärtig. Nahezu jeder ist täglich sogenannten “Polychlorierten Biphenylen”, kurz: PCB ausgesetzt. Die Verwendung dieser gefährlichen Chlorverbindung ist zwar seit mehr als 30 Jahren in Deutschland verboten, wodurch die Chemikalie in Vergessenheit geriet. Doch PCB belastet die Menschen in Deutschland bis heute – nur wissen die wenigsten davon.

Fotoquelle: SWR,  In Häusern wie diesem lauert das Gift am häufigsten: Betonbauten aus den 60er und 70er-Jahren enthalten PCB in vielen Baustoffen.

“betrifft: Das vergessene Gift – wie PCB uns alle belastet” begibt sich auf Spurensuche. Die SWR Dokumentation fragt: Warum der Giftstoff auch dreißig Jahre nach seinem Verbot eine Gefahr ist? Wer hat Interesse daran, dass über den Giftstoff kaum noch berichtet wird? Wie kann man sich vor PCB schützen? Zu sehen am Mittwoch, 18. Juli, 20:15 Uhr, im SWR Fernsehen.

Vom “Wundermittel” zum krebserregenden Gift Städtisches Gymnasium Ludwigsburg: Eltern, Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer machen sich große Sorgen um ihre Gesundheit. Der Grund: Im Anbau der Schule wurde seit Ende 2016 der Giftstoff PCB nachgewiesen. Seit Jahrzehnten lauert das Gift in den Klassenzimmern. Schüler und Lehrer atmen es täglich ein. Aus Sorge um ihre Kinder verlangen engagierte Eltern eine schnelle Lösung von der Stadt. “betrifft” begleitet die Eltern, zeigt, wie sie immer wieder auf Widerstände und Verharmlosung stoßen, aber auch, ob ihr Einsatz am Ende erfolgreich ist. Ludwigsburg ist kein Einzelfall. In Deutschland gibt es noch hunderte Schulen, Universitäten, Behörden, aber auch Wohnungen in Hochhäusern, in denen der Giftstoff steckt. In vielen Betonbauten der Sechziger- und Siebzigerjahre wurde er verwendet, denn PCB galt wegen seiner Langlebigkeit jahrzehntelang als Wundermittel. Mit PCB wurden Fernster- und Wandfugen elastisch und haltbar. Doch der Giftstoff gast aus den Fugen in die Raumluft aus und gelangt über die Atemluft in den menschlichen Körper. Nachdem man in den 1970er-Jahren entdeckt hatte, dass PCB krebserregend und erbgutschädigend ist, wurde seine Verwendung Ende der 1980er-Jahre verboten. Das bereits verbaute PCB musste jedoch nicht entfernt werden.

Gift mit Spätfolgen: Entwarnung nicht gerechtfertigt Tausende Tonnen des Giftstoffes PCB wurden beispielsweise in Stromtransformatoren, Kondensatoren von Haushaltsgeräten und in Farbanstrichen verwendet, denn die Chemikalie ist schwer entflammbar, nicht elektrisch leitend und vor allem extrem langlebig. Wegen ihrer Langlebigkeit findet man sie bis heute überall, denn der Giftstoff hat sich durch die Ausgasung in der Umwelt ausgebreitet und angereichert. Fachleute sagen, selbst wer in nicht belasteten Räumen arbeitet, also jeder Mensch in Deutschland, nimmt PCB täglich über die Nahrung auf. Von offizieller Seite gibt es Beschwichtigungen und Entwarnung – zu Unrecht, wie die Recherchen von “betrifft” zeigen. PCB baut sich kaum ab, es handelt sich um ein Langzeit-Gift – seine Auswirkungen zeigen sich oft erst nach vielen Jahren. Zwar wurden Raumluft-Grenzwerte festgelegt. Doch laut Experten bieten sie keinen ausreichenden Schutz vor dem toxischen Erbe von PCB, weil sie veraltet und viel zu hoch seien. Wissenschaftler fordern deshalb eine aktuelle Anpassung der Grenzwerte an die der WHO sowie systematische Maßnahmen, um das Gift aufzuspüren und zu beseitigen. Bisher ist kaum etwas umgesetzt worden. Politik und Behörden sehen keinen Handlungsbedarf, stattdessen geben sie immer wieder Entwarnung.

“betrifft” – aktuelle Themen, transparente Recherche Die SWR Dokumentationen der Reihe “betrifft” beleuchten aktuelle Themen gesellschaftlicher Relevanz, die ein breites Publikum ansprechen. Die Erzählhaltung bezieht Zuschauerinnen und Zuschauer in die Entstehung des Films mit ein. Recherchewege werden offengelegt und es wird thematisiert, warum gerade dieser Experte zu Wort kommt und ein anderer nicht. Auch Recherchepfade, die ins Leere laufen, können Teil des Films sein. “betrifft” beschreibt keine Phänomene, sondern hinterfragt sie und macht Entwicklungsprozesse deutlich. Die Filme zeigen Entwicklungen auf, beziehen Standpunkt, liefern Analysen und erzählen Geschichten Einzelner.

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