Geschrieben: 19. April, 2023 in Aktuelles | Herz & Kreislauf
 
 

Cholesterin – Zuviel Lipoprotein(a) ist schlecht für das Herz



Zuviel LDL-Cholesterin und zu hohe Triglyzeride im Blut führen zu einem erhöhten Risiko, an Atherosklerose (Gefäßverkalkung) zu erkranken. Dadurch erhöht sich auch die Gefahr eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Doch neben LDL-Cholesterin und Triglyzeriden begünstigt auch ein erhöhter Spiegel des Blutfetts Lipoprotein(a), gesprochen Lipoprotein klein a und abgekürzt Lp(a), eine Atherosklerose und Herzfolgeerkrankungen.

Anlässlich des „Tags des Cholesterins“  hat die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. einen klaren Ratschlag: „Lassen Sie Ihre Blutfettwerte und die Ihrer Kinder messen!“

Lipoprotein(a) ähnelt dem LDL-Cholesterin. Das (a) kennzeichnet das zusätzliche Eiweiß Apo-lipoprotein. Wie hoch der Lipoprotein(a)-Spiegel im Blut ist, hängt maßgeblich von den Genen ab. Ein erhöhter Wert bedeutet jedoch immer auch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders dann, wenn noch weitere Risikofaktoren hinzukommen, z.B. Diabetes mellitus, ein erhöhter LDL-Cholesterin-Spiegel, hohe Triglyzeride, Übergewicht, Bluthochdruck und Rauchen, ist die Gesundheit in Gefahr. Das Problem: Circa bei jedem fünften Erwachsenen liegen die Lp(a)-Werte über 50 mg/dl – und dieser Wert gilt bereits als riskant.

Zur eigenen Sicherheit sollte daher jeder Erwachsene seine LDL-Cholesterin-, Triglyzerid- und möglichst auch die Lp(a)-Werte im Blut bestimmen lassen. Eine solche Untersuchung kann schon im Kindesalter Aufschluss über eine mögliche spätere Gefährdung geben. Allerdings ist eine solche Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt bisher nicht üblich. Die DGFF (Lipid-Liga) fordert, dass hier nachgebessert wird. Denn gerade in jungen Jahren ist eine solche Untersuchung schnell und kostengünstig durchzuführen. Um den Lp(a)-Wert festzustellen, reicht bereits eine einmalige Messung aus. Unterlässt man eine solche Untersuchung, können später enorme Folgekosten für die Allgemeinheit entstehen.

Erst ab dem 35. Lebensjahr erstattet die gesetzliche Krankenversicherung alle zwei Jahre die Kosten einer Untersuchung durch den Hausarzt. Allerdings wird bei diesem „Checkup 35“ lediglich Gesamtcholesterin gemessen. Die Aussagekraft dieser Untersuchung ist also stark eingeschränkt. Besser wäre es, wenn sowohl LDL-Cholesterin und Triglyzeride sowie möglichst auch Lp(a) gemessen würden. Hierzu rät die DGFF (Lipid-Liga).

Bei manchen Personengruppen kann eine Bestimmung des Lp(a)-Werts besonders wichtig sein. Hierzu gehören:

  • Patienten, bei denen vor dem 60. Lebensjahr eine Atherosklerose auftritt.
  • Bei einer Familiären Hypercholesterinämie (erblich bedingte Form der Fettstoffwechselstörung, bei der die LDL-Cholesterin-Konzentration im Blut zu hoch ist).
  • Bei Voranschreiten einer Atherosklerose oder einer kardiovaskulären Krankheit trotz optimaler cholesterinsenkender Therapie.
  • Wenn enge Familienangehörige von einer kardiovaskulären Krankheit betroffen sind.
  • Wenn bei engen Familienangehörigen der Lp(a)-Wert erhöht ist.

Wie kann man einen erhöhten Lp(a)-Spiegel senken?

Medikamentös lässt sich ein erhöhter Lp(a)-Spiegel nicht senken. Selbst durch eine Behandlung mit Cholesterinsenkern verbessert sich der Lp(a)-Wert nicht. Um eine Erkrankung zu vermeiden, muss man das Gesamtrisiko minimieren, indem im Idealfall möglichst alle anderen Risikofaktoren für Atherosklerose ausgeschaltet werden. Ein vielversprechender Anfang ist eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung, wenig oder gar keinem Alkohol und der Verzicht auf Zigaretten. Unter Umständen kann bei einer rasch fortschreitenden atherosklerotischen Erkrankung und einer gleichzeitigen hohen Lp(a)-Konzentrationen eine Blutwäsche, die sogenannte Lipoprotein-Apherese, sinnvoll sein.

Wie kann man das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen senken?

  • nicht Rauchen
  • viel Bewegung
  • Diabetes mellitus und/oder Bluthochdruck therapieren
  • wenig tierisches Fett verzehren
  • viele Ballaststoffe aufnehmen
  • ein- bis zweimal pro Woche Fisch
  • Stress nach Möglichkeit reduzieren

Wenn keine weiteren Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vorliegen, gelten vorliegende Richtwerte:

  Erwachsene1 Kinder2
LDL-
Cholesterin
weniger als 115 mg/dl
bzw. 3 mmol/l
weniger als 110 mg/dl
bzw. 2,85 mmol/l*
HDL-
Cholesterin
Frauen: mehr als 45 mg/dl
bzw. 1,2 mmol/l
Männer: mehr als 40 mg/dl
bzw. 1 mmol/l
mehr als 45 mg/dl

bzw. 1,2 mmol/l*

Triglyzeride Weniger als 150 mg/dl
bzw. 1,7 mmol/l
0 bis 9 Jahre:
weniger als 75 mg/dl
bzw. 0,88 mmol/l
10 bis 19 Jahre:
weniger als 90 mg/dl
bzw. 1,03 mml/l
Lipoprotein(a) weniger als 30 mg/dl*

bzw. 70 nmol/l**

weniger als 30 mg/dl*

bzw. 70 nmol/l**

1 EAS/ESC-Leitlinie 2016; 2 S2k-Leitlinie, APS in der DGKJ 2015
* Werte über 50 mg/dl gehen mit einem signifikant erhöhten Risiko einher
** Richtwert bei Bestimmung über Roche-Methode (keine Umrechnung des mg/dl-Wertes)
Mehr Informationen dazu bieten die Ratgeber der DGFF (Lipid-Liga), die unter www.lipid-liga.de bestellt werden können.
Ãœber die DGFF (Lipid-Liga) e. V.:
Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. wurde im Jahr 1988 gegründet. Die Fachgesellschaft ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Fragestellungen rund um den Fettstoffwechsel und Atherosklerose. Ihre Aufgabe sieht die DGFF (Lipid-Liga) in der Aufklärung durch Umsetzung und Vermittlung gesicherter Erkenntnisse auf dem Gebiet der Prävention, Diagnostik und Therapie.
Weitere Informationen unter www.lipid-liga.de