Geschrieben: 15. März, 2017 in Zahnpflege/ Zähne
 
 

Ein Schaben und Schieben – Nächtliches Zähneknirschen


Zähneknirschen ist der kleine Bruder des Schnarchens: ein oftmals unbemerktes Laster, das eher für andere als für einen selbst unangenehm ist, und dabei auf tieferliegende Probleme hindeuten kann. Beim Schnarchen kann man entweder auf ein Aufnahmegerät oder den entnervten Partner – oder aber einen anklagend schauenden Partner samt Aufnahmegerät – vertrauen.

 

Fotoquelle: 123RF – Beißschienen können abrieb der Zahnreihen verhindern

Hingegen äußert sich Zähneknirschen häufig bloß in einem morgendlichen Ziehen im Kiefermuskel. Auf die Dauer sogar in abgeschliffenen Zähnen.

Das Zähneknirschen hat keinerlei Funktion. Weder dient es der Selbstreinigung, noch der Zerkleinerung von Nahrung oder sonst irgendeinem Zweck. Es fällt unter die Kategorie der schlafbezogenen Bewegungsstörungen und setzt sich besonders aus zwei Vorgängen zusammen: dem Aufeinanderpressen der Zähne und dem Reiben der Zahnoberflächen aufeinander. Der Fachbegriff für diesen Vorgang lautet ‚Bruxismus‘. Neben abgeflachten Zähnen und einer Lockerung der Zähne können Muskelverspannungen und –schmerzen auftreten, in schweren Fällen auch Kopfschmerzen, Übelkeit und Sehstörungen. Neben dem nächtlichen Bruxismus kann es auch tagsüber zu solchen Mahlbewegungen des Kiefers kommen. Diese laufen unbewusst ab, sind jedoch nicht ganz so stark wie das nächtliche Knirschen, da der Körper im Schlaf eine deutlich heraufgesetzte Schmerzschwelle hat, wodurch auch ein höherer Pressdruck erzeugt werden kann.

Zähneknirschen kann das Ergebnis von anhaltendem Stress sein

Die Forschungslage zum Bruxismus ist ziemlich dürftig. Bis heute rätselt man um den Einfluss der Gene auf die Entwicklung eines Bruxismus. Auch die Frage, ob ein Bruxismus zwangsläufig therapiert werden sollte, bleibt vorerst unbeantwortet. Einigkeit herrscht darin, dass Stress ein häufiger Auslöser für nächtliches Zähneknirschen ist. Sorgen und Ärger, die tagsüber unbewältigt geblieben sind und eventuell verdrängt wurden, äußern sich eben dann, wenn die Kontrollmechanismen des Verstandes ausgeschaltet oder zumindest geschwächt sind. Das Pressen, Beißen, Kauen und Mahlen wird zu einer Form der körperlichen Entlastung, zu einem Ventil für psychischen Druck. Auch der Genuss von Tabak, Alkohol und Koffein kann Zähneknirschen auslösen bzw. die Entwicklung eines Bruxismus begünstigen. Der Betroffene bekommt davon in den allermeisten Fällen nichts mit – außer in Form von morgendlichen Verspannungen und weiteren Symptomen eines fortgeschrittenen Bruxismus, z.B. Zahnfleischrückgang an einzelnen Zähnen, Risse und Scharten im Zahnschmelz, vermehrtes Zahnfleischbluten und Entzündungen.

Zähneknirschen kann und sollte behandelt werden

Bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, wie sie von Ärzten und Krankenkassen empfohlen werden, kann ein Zahnarzt einen Bruxismus sehr schnell feststellen. Erste Folgeerscheinungen werden schon nach kurzer Zeit dieser besonderen und unbewussten Abnutzung erkennbar. Bei der Behandlung muss man zunächst zwei Ansätze unterscheiden: die Behandlung der Ursachen und die Behandlung der Symptome.

Für die Behandlung der Ursachen empfiehlt sich eine Auseinandersetzung mit möglichen Problemen und Quellen des Ärgers und Stresses. Manchmal reicht es schon, sich diese bewusst zu machen, um sie nicht mehr als so belastend wahrzunehmen. Unterstützend können Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Meditation, Yoga oder Tai Chi sein. Besonders abends können sie einen entspannten und erholsamen Schlaf fördern. In schwierigeren Fällen können auch klärende Gespräche mit Freunden oder eine professionelle Psychotherapie helfen, unbewältigten Stress abzubauen – und so die Quelle des unbewussten Zähneknirschens auszutrocknen.

Bei der Behandlung der Symptome konkurrieren mehrere Möglichkeiten miteinander. Die einfachste und am weitesten verbreitete Methode ist eine Beißschiene oder ‚Knirscherschiene‘. Diese wird von einem Arzt an die jeweilige Struktur der Zähne angepasst und soll verhindern, dass sich die Zähne aneinander abreiben. Abhängig davon, ob auch Kiefergelenksbeschwerden aufgetreten sind, soll durch eine solche Schiene auch die Gleitfunktion der Zwischengelenkscheibe wiederhergestellt werden. Durch die Entlastung des Kiefergelenks kann auch eine muskuläre Entspannung erreicht werden.

Beim Biofeedback wird die vom Patienten erzeugte Muskelspannung des Kaumuskels über eine Sonde gemessen und akustisch an den Patienten zurückgegeben. Dadurch soll ein Bewusstsein für den aufgebauten Druck entstehen und die Möglichkeit gegeben werden, diesen willentlich zu reduzieren. Es handelt sich also um eine Art der forcierten Konditionierung.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die hypnotherapeutische Behandlung. Hierbei wird das Knirschen bewusst gemacht und eine Verlagerung des Drucks aus dem Kiefermuskel in die Handmuskulatur suggeriert. Ebenso ist es möglich, das Erwachen bei zu starkem Zähneknirschen zu verankern, um eine bewusste Entspannung zu ermöglichen. Hierbei handelt es sich jedoch um eine sehr zeitintensive Methode, die nach der eigentlichen Hypnose während weiterer Sitzungen gefestigt und überprüft werden muss.

Übrigens: Bruxismus bei Kindern ist nicht unbedingt ein behandlungsbedürftiges Krankheitsbild. Gerade während und nach dem Zahnwechsel müssen die obere und die untere Zahnreihe zunächst aufeinander abgestimmt werden, wodurch Knirschgeräusche entstehen können. Ist das Zähneknirschen von längerer Dauer oder werden erste Anzeichen eines krankhaften Bruxismus sichtbar (v.a. Muskelverspannungen und abgeschliffene Zahnoberflächen) sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden.

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