Geschrieben: 16. Januar, 2007 in Harnwege | Inkontinenz
 
 

Inkontinenz – Turbulenzen mit Blase und Darm


Wenn Blase oder Darm wieder einmal verrückt spielen, entpuppt sich ein schöner Spaziergang zuweilen als Spießrutenlauf auf der Suche nach einem geeigneten Toilettenhäuschen. Bestimmt gehören auch Sie zu jenen, die das Problem nicht gerne beim Namen nennen. Und obwohl Millionen Menschen – nicht nur Ältere – darunter leiden, die tägliche Ausscheidung willentlich nicht mehr richtig kontrollieren zu können, suchen sie allenfalls nur bei besonders vertrauten Menschen Hilfe im Gespräch.

Dabei verfügen gerade Fachärzte, Therapeuten und Pflegekräfte über das entsprechende Know-how im Umgang mit dieser als ‚Inkontinenz’ bekannten Erkrankung. Es kann viel getan werden, um einen einigermaßen unbeschwerten Alltag jenseits sozialer Abgrenzung und Tabuisierung leben zu können.

Fachärztlicher Rat ist entscheidend!

Ein erster Schritt in Sachen Problembewältigung ist der Gang zu einem Facharzt bzw. einer Ärztin für Harnwegs- (Urologie) bzw. Enddarmerkrankungen (Proktologie). Sehr hilfreich sind auch ärztliche Beratungsstellen oder so genannte ‚Kontinenz-Zentren’ und Selbsthilfegruppen (im Internet z.B. unter www.kontinenz-gesellschaft.de). Aber auch jeder Hausarzt kann erste Anlaufstelle sein, um entscheidende Schritte einzuleiten. Um eine erfolgreiche Therapie starten zu können, muss mit einigen, in der Regel unkomplizierten Untersuchungen und Tests erst einmal sichergestellt werden, wo der Schuh denn genau drückt. Denn die Symptomatik der Harnwegs- und Darmerkrankungen ist vielseitig und eine genaue Diagnose deshalb unerlässlich. So können sich hinter einer Inkontinenz sensorische, motorische und neuronale Auslöser verbergen. Typische Belastungen wie Beckenbodeninsuffizienz bei Frauen sowie Prostataleiden bei Männern führen häufig zu einer Inkontinenz. Auch psychische Leiden und schwerere Erkrankungen wie Schlaganfälle, Tumore oder Rückenmarksverletzungen können eine Ausscheidungsproblematik nach sich ziehen – diese Krankheit hat viele Gesichter.

Welche Arten der Inkontinenz gibt es?

Die Stuhlinkontinenz lässt sich vielfach auf eine Schädigung oder Störung des Schließmuskels bzw. der Anal- und Darmschleimhäute zurückführen. Die Blasenschwäche jedoch ist noch vielfältiger in ihrer Ausprägung.

Die häufigsten Formen der Harninkontinenz sind:

Stress– oder Belastungsinkontinenz: Geschwächter Schließmechanismus der Harnröhre z.B. durch geschwächte Beckenbodenmuskulatur, die einen erhöhten Bauchinnendruck durch körperliche Belastung und Druck auf die gefüllte Blase nicht mehr als Verschlussdruck an die Harnröhre weitergeben kann. Dranginkontinenz: Ständiger Harndrang infolge Labilität bzw. Ãœberaktivität des Blasenmuskels, meist mit schwallartigem Harnabgang Ãœberlaufinkontinenz: Ständig übervolle Blase mit Abgang kleiner Urinmengen infolge Blockierung von Blasenausgang und Harnröhre bzw. Kontraktionsschwäche des Blasenmuskels. Reflexinkontinenz: Neuronale Störung vom Gehirn und Rückenmark ausgehend mit reflexartigen Kontraktionen des Blasenmuskels und Harnabgang. Extraurethrale Inkontinenz: Harnabgang durch fehl gebildete Gänge außerhalb der Harnröhre.

Erleichterung im Alltag: Therapie und Inkontinenzhilfen

Harn- wie Stuhlinkontinenz werden in der Regel in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt. Mit zunehmendem Kontrollverlust erschwert sich auch der Umgang mit der Krankheit im Alltag und dementsprechend muss etwas getan werden. Während es bei einem lediglich tropfenweisen Harnabgang bereits genügt, die geeigneten Slipeinlagen bereitzuhalten, sind bei unwillkürlichen Ausscheidungen größeren Ausmaßes so genannte ‚Inkontinenzhosen’ eine sichere Sache. Diese Mittel und andere mehr sind vom Betroffenen in der Regel einfach, auch ohne fremde Hilfe, zu handhaben. Daneben muss eine intensive Therapie erfolgen, welche je nach Ausprägung der Inkontinenz recht unterschiedlich ausfallen kann. Manchmal genügt schon ein einfaches Beckenboden- oder Toilettentraining; in einem anderen Fall ist vielleicht sogar ein chirurgischer Eingriff mit medikamentöser Behandlung unabwendbar.