Geschrieben: 17. August, 2016 in Aktuelles
 
 

Mangelnde Gleichberechtigung – Warum Frauen länger leben als Männer


Zugegeben: Bei allem medialen Tamtam und fröhlichem Gendern ist es mit der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in vielen Bereichen noch immer nicht weit her. Ihr Gehalt ist niedriger, ihre Präsenz in Führungspositionen überschaubar, öffentliche Anerkennung seltener. Da könnte man noch was machen, ist noch Luft nach oben. Aber: Sie leben länger! Woran liegt das? Vielleicht einfach nur daran, dass aufopferungsvolle Männer die Hauptlast der Gesellschaft tragen?

Frauen leben länger als Männer, Fotoquelle: 123RF

Zunächst einmal sei festgehalten, dass der Unterschied in der Lebenserwartung weltweit stark variiert. In Deutschland leben Frauen durchschnittlich viereinhalb Jahre länger als Männer, in Schweden noch immer dreieinhalb Jahre, und in Russland ganze zehn Jahre länger. Dagegen gibt es auch Länder, in denen die Frauen tendenziell früher sterben als die Männer, z.B. im afrikanischen Mali oder im kleinen Swasiland. Und was sind nun die Ursachen für diese ungleiche Verteilung der Lebenszeit?

Männer – Stark im Anfang, schwach im Abgang

Eine Ursache sieht sie in der Biologie, genauer gesagt: im unterschiedlichen Stoffwechsel von Mann und Frau. So legen einige Studien nahe, dass das weibliche Sexualhormon Östrogen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt. Und solche Erkrankungen gehören zu den weltweit häufigsten Todesursachen. Demnach wären Männer von Natur aus anfälliger für solche Beschwerden – und erliegen ihnen schneller. Auch das Immunsystem spielt wohl eine Rolle, denn mit zunehmendem Alter, so haben japanische Forscher im Jahr 2013 herausgefunden, lässt die körpereigene Abwehr von Männern stärker nach als die von Frauen.

Frauen – Doppelt gemoppelt hält besser

Es gibt auch Vermutungen, dass das zweite X-Chromosom bei Frauen entscheidenden Einfluss auf ihre relative Langlebigkeit hat. Sie haben quasi ihr genetisches Gepäck besser gepackt, denn durch das zweite X-Chromosom verfügen sie stets über Ersatz, sollte die erste Garnitur versagen. Männer, mit ihrem XY-Chromosomensatz, sind weitaus anfälliger für Fehler in der Programmierung. Und doch lässt sich der Unterschied in der Lebenserwartung nicht allein durch die Biologie erklären. Dafür spielt die Gesellschaft und die Rolle, die Männer und Frauen in ihr einnehmen, eine zu große Rolle.

Todesverachtung führt zu einem früheren Tod

Sie gehört schon irgendwie zum Mann dazu: die Lust auf das Risiko, die Freude am Abenteuer, die, zumindest teilweise, reflektierte Dummheit im Angesicht der Gefahr. Dafür steigen Männer auf vergletscherte Berge, ziehen in den Krieg oder kacheln mit 200 Stundenkilometern über die Autobahn. Manchmal schuften sie in ihrem Job auch einfach bloß wie ein Ackergaul. Und wenn sie gerade nichts von alldem tun, rauchen und saufen sie. Gut, das mag nach Klischee klingen, und sicherlich gibt es auch mehr als eine Handvoll Frauen, auf die der gerade genannte Lebensstil zutrifft. Doch in der Tendenz sieht es nun mal so aus. Und das hat, oh Wunder!, natürlich auch Einfluss auf die Lebenserwartung.

Vorsprung durch Vorsicht

Dagegen geben Frauen generell besser auf ihre Gesundheit acht. Meist rauchen und trinken sie weniger. Gehören Rauchen und Alkohol zu ihrem Lebensstil dazu, besinnen sich viele Frauen zumindest während der Schwangerschaft eines Besseren und hören auf. Außerdem ernähren sie sich im Normalfall auch noch gesünder. Und sie gehen regelmäßiger zum Arzt als Männer. Gerade dieser Punkt ist von entscheidender Bedeutung, denn durch regelmäßige Check-ups lassen sich viele Gefahren frühzeitig erkennen und abwenden. Die einzigen Check-ups, die Männer wahrnehmen, haben häufig die TÜV-Plakette auf dem Nummernschild zum Ziel. Die eigene Gesundheit wird dagegen bereitwillig vor die Wand gefahren.