Geschrieben: 05. Mai, 2022 in Ernährung
 
 

Pilzsaison – Die Sammelleidenschaft erwacht


Wer jedes Jahr wieder mit dem Messerchen durch die Wälder zieht, um den Bastkorb mit leckeren Pilzen zu füllen, wird dieses Jahr etwas länger suchen müssen. Denn der extrem heiße Sommer hat die Böden und das darin wachsende Pilzgeflecht, das Myzel, stark ausgetrocknet. Doch auch wenn das Angebot spärlich ist, sollte man bei der Pilzsuche das richtige Augenmaß behalten. Das schont die Gesundheit und den Geldbeutel.

Pilzsuche, Fotoquelle: 123RF

Lange Zeit sah es so aus, als würde 2015 zu einem miserablen Jahrgang für Pilzsammler werden. Schließlich steckte die Hitze und Trockenheit eines Rekordsommers in den Böden. „Fehlender Regen, Hitze und Wind haben den Boden vielerorts so stark ausgetrocknet, dass im Moment kaum Pilze wachsen“, meint auch Ursula Hirschmann von der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg. Während man im letzten Jahr beispielsweise schon Ende Juli die ersten Schwammerl aus dem Unterholz säbeln konnte, ging die diesjährige Pilzsaison erst im Herbst so richtig los. „Es gibt Pilzarten, die brauchen drei Wochen lang feuchten Boden, bevor sie einen Fruchtkörper ausbilden“, erklärt Hirschmann. Mittlerweile haben sich die Böden wieder etwas erholt. Und mit ihnen die Pilze. Es wird also wohl doch noch etwas mit dem Steinpilz-Risotto oder dem Hirschgulasch an frischen Pfifferlingen!

Wann beginnt die Pilzsaison?

Das hängt ganz davon ab, welchen Pilz man ernten möchte. Ab April und Mai kann man bereits verschiedene Morchelarten und den Blasigen Becherling finden. Im Mai kommt dann auch der Steinpilz auf die Speisekarte, und im Juni schließlich sogar schon der Pfifferling und der Sommersteinpilz. Die eigentliche Pilzsaison beginnt aber erst im feuchten Herbst. Verschiedene Champignonarten schieben nun ihr Schirmchen durch den Boden. Der September beschert uns Maronen, Herbsttrompeten und Schopftintlinge – und noch mehr Pfifferlinge und Steinpilze! Letzter Gang im Pilzmenü werden dann der Hallimasch, der Rauchblättrige Schwefelkopf und die Stockschwämmchen.

Wie ernte ich Pilze?

Sie können Pilze aus dem Boden drehen oder dicht darüber abschneiden. „Nur eines darf man nie: ihn aus der Erde rausreißen“, beschwört Wilfried Collong, Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM). Denn dadurch würde das Pilzgeflecht im Erdboden zerstört. Ist durch das Herausdrehen ein Loch entstanden, sollte man es mit Laub oder Erde wieder etwas zuschütten. Dadurch trocknet das Pilzgeflecht im Boden nicht aus.

Lassen Sie sich außerdem nicht von der Größe eines Pilzes in die Irre führen. “Wenn ich auf den Hut drücke und er gibt nach und ist matschig, dann kann ich ihn auch stehen lassen”, sagt Rainer Wald, ebenfalls Pilzsachverständiger der DGfM und Mitglied im Arbeitskreis Pilzkunde Niederrhein. Denn solche Pilze schmecken zwar nicht mehr, werfen aber trotzdem noch Sporen ab, aus denen schließlich neue Pilze entstehen. Dasselbe gilt übrigens auch für angefressene Pilze!

Reinigen Sie die Pilze schon an der Fundstelle grob mit einer Bürste oder einem Schwamm und transportieren Sie sie danach sonnengeschützt in einem luftdurchlässigen Korb.

Wo liegen die besten Pilzgründe?

Nicht überall ist das Sammeln von Pilzen erlaubt. Absolut tabu sind Naturschutzgebiete und Nationalparks. Als Naturschutzgebiet gelten zudem auch viele Flusstäler, die Pilzen aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit eigentlich einen guten Nährboden bieten – und so viele Wanderer vom Weg abkommen lassen. „Viele Bachtäler stehen unter Naturschutz. Und dort darf der Natur nichts entnommen werden”, erklärt der Pilzsachverständige Collong. Auch von Expeditionen entlang der Landstraße ist abzuraten, erstens, wegen der Gefahr eines Unfalls, und zweitens, weil Pilze dort stark mit Schadstoffen belastet sein können.

Zulässige Jagdgründe sind öffentlich zugängliche Wälder und Wiesen. Die Faustregel lautet: Wenn Sie zuerst einen Zaun überklettern müssen, dürfen sie dort auch nicht Pilze sammeln. Maronen gedeihen zum Beispiel bevorzugt in Nadelwäldern. Steinpilze und Pfifferlinge finden sich dagegen auch häufig in Laubwäldern. Auf Wiesen kann man dagegen den Wiesenchampignon entdecken. Bei gedüngten Wiesen und Weiden sollte man jedoch ganz auf die Pilzernte verzichten und lieber den Dosenöffner aus der Schublade holen.

Was darf in den Korb?

Pilze sammeln ist gefährlich, gerade für Laien. Denn Verwechslungen können tödlich sein. Auch ein Bestimmungsbuch oder entsprechende Smartphone-Apps und Internet-Foren können das erfahrene Auge nur teilweise ersetzen. Daher bieten viele Landkreise Pilzberatungen an, während derer Experten die Pilze für Sie bestimmen. Die entsprechenden Adressen gibt es bei der Gemeindeverwaltung oder dem Gesundheitsamt. Auch die DGfM rät zur Beratung: „Sammeln Sie nur Pilze, die Sie sicher kennen. Erst wenn Sie sich nach wiederholter Bestimmung der Kenntnis sicher sind, denken Sie an die Bratpfanne. Lassen Sie sich Ihre Pilze nur von geprüften Pilzsachverständigen DGfM auf Essbarkeit hin überprüfen und fragen Sie ihn nach seinem Ausweis der DGfM.“

Laien sollten sich zu Beginn zusammen mit Experten auf die Suche machen. Neben dem NABU bieten auch verschiedene Volkshochschulen geführte Pilzexkursionen an.

Gerade bei den beliebten Wiesenchampignons besteht die Gefahr, ihn mit dem gefährlichen Knollenblätterpilz zu verwechseln, an dem sich erst vor Kurzem 50 Personen in Niedersachsen vergiftet haben. Rund 90 % aller tödlichen Pilzvergiftungen gehen auf das Konto der Knollenblätterpilze, denn sie enthalten Amatoxine, die zu den gefährlichsten Giftstoffen überhaupt gehören. Auch Kochen, Dünsten oder Trocknen macht dieses Gift nicht unschädlich.

Für Einsteiger in das Pilze sammeln eignen sich daher Röhrlinge, denn diese sind meist nicht giftig. Hierzu zählen zum Beispiel der Maronenröhrling und der Steinpilz. Und wenn man den Steinpilz mit einem Gallenröhrling verwechselt, verdirbt man sich nicht gleich den Magen, sondern erst mal jedes Gericht. „Er ist nicht giftig, aber ungenießbar und unterscheidet sich durch ein dunkles Netz am ganzen Stiel”, erklärt Collong. „Wenn man sich nicht sicher ist, ob es ein Steinpilz oder ein bitterer Gallenröhrling ist, nimmt man ein Stück in den Mund, kaut und spuckt es aus.“

Auch beim Pfifferling kann eine Verwechslung noch einmal glimpflich ablaufen. Verwechselt man den echten mit dem Falschen Pfifferling droht lediglich eine Schädigung der Geschmacksknospen.

Wieviel ist zu viel?

Generell gilt, dass Waldpilze nur für den Eigenbedarf und bis zu einer bestimmten Höchstmenge gesammelt werden dürfen. Gewerbliches Sammeln ohne eine Genehmigung der örtlichen Naturschutzbehörde ist verboten und wird mit einem happigen Bußgeld bestraft – da spielt es auch keine Rolle, ob die Pilze am Marktstand oder direkt an Gastronomen verkauft werden. „Wer unberechtigt kiloweise Pilze aus dem Wald schleppt und dabei erwischt wird, riskiert – so aktuelle Urteile – ein saftiges Bußgeld von bis zu 5.000 Euro. Wer aber nur für den privaten Gebrauch eine schmackhafte Beilage zum Sonntagsbraten sammelt und dabei ein paar einfache Regeln beachtet, braucht keine Angst zu haben“, betont der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, Michael Rolland.

Die zulässige Höchstmenge ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. In den meisten Fällen liegt die Grenze des Eigenbedarfs bei einem Kilo pro Person und Tag. Diese Entscheidung liegt aber letztlich bei der jeweiligen Landschaftsbehörde oder dem zuständigen Forstamt. Außerdem gibt es noch geschützte Arten wie Trüffel und Gründlinge, die überhaupt nicht gesammelt werden dürfen.

Was tun bei einer Pilzvergiftung?

Irgendetwas ist schief gelaufen! Entweder Sie haben den falschen Pilz erwischt, oder Sie haben bei der Lagerung oder der Zubereitung geschlampt. Jedenfalls haben Sie jetzt Schweißausbrüche und Durchfall und fühlen sich ganz benommen. Wahrscheinlich haben Sie sich vergiftet!

„Am häufigsten treten Pilzvergiftungen durch zu alte oder zu lange, beziehungsweise falsch gelagerte Pilze auf“, warnt auch die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) auf ihrer Homepage. Auch rohe oder nicht ausreichend durchgegarte Pilze können Vergiftungen verursachen.

Liegt das Pilzgericht nicht länger als acht Stunden zurück, ist ein sofortiger Besuch beim Arzt angebracht. Sollten Sie sich erbrechen, tun Sie das bitte in eine Schale oder Dose, und nehmen das Erbrochene dann mit zum Arzt. Das erleichtert eine Diagnose!

Treten erst später Symptome auf, ist die Situation kritischer. Es drohen dauerhafte Leberschäden. Wählen Sie daher umgehend den Notruf! In größeren Städten wie etwa Berlin, Hamburg und München gibt es auch besondere Giftnotrufzentralen. Als Pilzsammler hat man diese Nummer am besten natürlich immer griffbereit!

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, können Sie den Artikel gerne über Facebook, Google+ oder Twitter teilen.