Geschrieben: 10. Juni, 2015 in Atemwege | Gesundheit
 
 

Asthma – Die Angst vor dem Ersticken


Manchmal kommt es unerwartet. Etwas liegt in der Luft, das man im sprichwörtlichen Sinn ‚nicht riechen kann‘, und plötzlich ist da diese Enge in der Brust, die Kehle wie zugeschnürt, das Gefühl der Hilflosigkeit. Dann Panik. Asthmatiker haben keine andere Wahl, als mit dieser Angst zu leben. Und das können sie gut – vorausgesetzt, sie kennen den Gegner. Denn Asthma kann viele Ursachen haben und nur eine individuell abgestimmte und langfristige Therapie verspricht dauerhaften Erfolg. 

 

 

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Das Wort ‚Asthma‘ kommt aus dem Griechischen und bedeutet ‚Keuchen‘. Bei einem Asthma-Anfall verkrampfen die Muskeln der Bronchien, sodass die oder der Betroffene einen Erstickungsanfall erleidet. Durch die akute Atemnot kann es außerdem zu Hustenanfällen und Herzrasen kommen. Ebenso können Schweißausbrüche und Angstgefühle bis hin zu Panikattacken auftreten. Schätzungen zufolge sind vier bis fünf Prozent aller in Deutschland lebenden Erwachsenen und zehn Prozent der Kinder betroffen – Tendenz steigend. Außerdem leiden 15 Prozent der Bevölkerung an einer sogenannten ‚unspezifischen, bronchialen Überempfindlichkeit‘. Diese erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken. Damit zählt Asthma hierzulande zu den häufigsten Atemwegserkrankungen.

Welche Asthma-Arten gibt es? Allergisches Asthma / Extrinsisches Asthma

Bei dieser Form wird der Asthma-Anfall durch sogenannte Allergene ausgelöst. Verschiedenste Dinge können allergen wirken und einen Anfall provozieren: Hausstaub, Pollen, Tierhaare – aber auch Chemikalien, denen man zum Beispiel während der Arbeit ausgesetzt ist. Häufig ist allergisches Asthma auch zumindest teilweise genetisch bedingt und bricht bereits während der Kindheit oder Jugendjahre aus. So erkrankt ein Kind, dessen Eltern Asthmatiker sind, mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent ebenfalls an Asthma.

Nicht allergisches Asthma / Intrinsisches Asthma

Die Auslöser für einen nicht allergisch bedingten Asthma-Anfall können sehr verschieden sein. Verschleppte Atemwegsinfekte zählen genauso dazu, wie die Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln, Betablockern und Entzündungshemmern, kalte Luft, körperliche Anstrengung sowie psychische Faktoren.

Vier Fünftel der Betroffenen leiden an einer Mischform dieser beiden Asthma- Arten. Außerdem kann es während des Krankheitsverlaufs zu einer Verschiebung des Krankheitsbildes kommen. So überwiegt bei Kindern und Jugendlichen allergisches Asthma, während die Über- 45-Jährigen eher unter Infekt-Asthma leiden.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Grundlage einer Asthma-Therapie sind meist zwei Arten von Medikamenten: ‚Controller‘ und ‚Reliever‘.

Die antiallergischen und entzündungshemmenden ‚Controller‘ stammen häufig aus der Familie der Kortikosteroide und werden vorbeugend über einen längeren Zeitraum eingenommen. Dadurch wird die chronische Schleimhautentzündung bei einer Asthma-Erkrankung gelindert und die Häufigkeit und Intensität von Anfällen verringert.

Bei akuten Asthma-Anfällen werden hingegen muskelentspannende, bronchienweitende ‚Reliever‘ eingesetzt. Diese sorgen für eine schnelle Linderung: Nach Gabe des Präparats entspannen sich innerhalb kürzester Zeit die verkrampften Muskeln um die Bronchien und ermöglichen den Betroffenen so wieder die Atmung.

Leben mit Asthma

Trotz dieser Therapiemöglichkeiten handelt es sich bei Asthma um eine chronische Erkrankung, die noch nicht vollständig geheilt werden kann. Lediglich die beschwerdefreien Zeiten können durch eine auf die jeweilige Asthma- Form zugeschnittene Behandlung, körperliches Training sowie spezielle Atem- und Entspannungstechniken ausgedehnt werden. Das setzt seitens der Patienten unter Umständen jedoch nicht nur eine strikte Befolgung des festgelegten Therapieplans voraus, sondern auch eigenständig durchgeführte und protokollierte Messungen des Atemvolumens, um die Medikamentendosis nach Rücksprache mit dem Arzt gegebenenfalls anzupassen. Bestimmte Impfungen und Immuntherapien können einer Asthma-Erkrankung außerdem vorbeugen.

Besonders Kinder sollten sich mit den Symptomen und ihrer Behandlung auskennen. Dazu gehört auch, dass sie lernen, bestimmte Stoffe oder Tätigkeiten bewusst zu meiden, wenn diese einen Anfall provozieren könnten. Gerade bei allergischem Asthma und Mischformen ist es wichtig, alle allergieauslösenden Substanzen zu kennen und ihnen konsequent aus dem Weg zu gehen. Eltern sollten sich also die Zeit nehmen, mit ihren Kindern über die Krankheit und ihre Behandlung zu sprechen. Denn nur wenn mögliche Risikofaktoren bekannt sind und das Verhalten für den Notfall eintrainiert ist, lassen sich Anfälle schnell und gezielt bekämpfen. Die Angst nimmt ab, die Gefahr einer Panikattacke sinkt – und das Asthma wird im Keim erstickt.