Geschrieben: 05. Oktober, 2022 in Ratgeber Tipps & Trends
 
 

Wie digitale Gesundheitslösungen Patienten, Pflegekräfte, Angehörige und Krankenkassen entlasten können



Um das deutsche Gesundheitssystem zu verstehen, benötigt es viel Zeit, viel Erfahrung und eine gute Vernetzung. Denn es ist genauso komplex wie das Steuersystem der Bundesrepublik. Und es weist eklatante Defizite auf – wie etwa die kaum vorhandene Digitalisierung oder gravierende Probleme mit der Finanzierung.

Darüber hinaus führt der demografische Wandel zu immer mehr älteren Menschen und immer weniger jüngeren Einzahlern. Bereits heute sind fast 25 Millionen Menschen in Deutschland älter als 60 Jahre. Aus gesundheitlicher Sicht bedeutet das mehr Krankheiten, die individuell und patientenbezogen auftreten, und damit auch insgesamt erheblich mehr medizinischer Aufwand und zunehmende Polymedikation.

Risikofaktor Polymedikation

Polymedikation liegt vor, wenn Menschen täglich fünf und mehr Medikamente einnehmen. Allein in Deutschland sind das fast neun Millionen Menschen, von denen 7,6 Millionen älter als 64 Jahre sind. Aus der Polymedikation ergeben sich eine Menge zum Teil äußerst gravierende Probleme. So werden mit steigender Anzahl an Erkrankungen neben dem Hausarzt zunehmend Fachärzte aufgesucht. Es werden aus verständlichen Gründen Nahrungsergänzungsmittel eigenommen. Doch wer hat den Überblick über alle verordneten Medikamente? Wer erstellt den Gesamtmedikationsplan mit Interaktionscheck und Prüfung der Wechselwirkungen? Wer achtet darauf, dass die Medikamente zeitnah und richtig eingenommen werden? Wer sortiert die Medikamente in die Pillenbox und wie hoch ist die Fehlerrate? Erschwerend hinzu kommt dann auch noch das komplexe Thema Pflege in all ihren Facetten, z. B. der Mangel an Pflegekräften. Bis 2030 dürften 500.000 Pflegekräfte fehlen. Dadurch und insbesondere durch explodierende Kosten für Seniorenwohnheime werden immer mehr ältere Menschen länger zuhause selbstbestimmt leben und auch leben wollen.

Wie kann die Digitalisierung hier helfen?

Die Vor-Ort-Apotheke hat die pharmazeutische Kompetenz bei Medikamenten. Daher sollte sich der Patient zunächst eine Apotheke aussuchen, der er vertraut und der er alle Rezepte seiner ihn behandelnden Ärzte übergibt. Auf dieser Basis kann der Apotheker einen Gesamtmedikationsplan erstellen. Dabei prüft er alle Medikamente auf Wechselwirkungen und Dosierungen. Ein maschinelles Vorrichten der Medikamente kann das manuelle Vorrichten ersetzen und somit potenzielle menschliche Fehler verhindern. Digitale Medikamentenmanagement- und Ausgabesysteme für zuhause können hier viele Prozesse erleichtern und vor allem sicherer gestalten.

Ergebnis:

  • Viele ältere Menschen könnten so selbstbestimmt länger zuhause leben und die medizinische Qualität steigt deutlich.
  • Zudem wird das ohnehin knappe Pflegepersonal entlastet.
  • Die finanziell stark belasteten Krankenkassen sparen nachweislich Geld in Milliardenhöhe: Krankenhauseinweisungen aufgrund der Nicht- oder Fehleinnahme von Medikamenten nehmen signifikant ab.

 

 

Gastbeitrag von Gerd Meyer-Philippi
geschäftsführender Gesellschafter der Compware Medical
und Co-Gründer des Jungunternehmens Tantum Sana