Tabukrankheiten erfordern frühzeitige Behandlung
Von Erkrankungen des Darms über Blasenschwäche bis hin zu Pilzinfektionen – über manche Krankheiten sprechen Betroffene nur sehr ungern. Doch unter diesen Beschwerden leiden mehr Menschen als gedacht. „Generell gilt es, bereits erste Symptome ernst zu nehmen und die Krankheit nicht aus Schamgefühl zu verschleppen“, sagt Marion Wüst, Apothekerin und Geschäftsführerin einer Versandapotheke. „Im Anfangsstadium stehen bei vielen Krankheitsbildern auch rezeptfreie Medikamente zur Selbstbehandlung zur Verfügung.“
Feuchtwarmes Klima lockt Pilze
Starker Juckreiz und Rötungen stellen die typischen Symptome für Pilzerkrankungen dar. Zu den wohl verbreitetsten Arten zählt Fußpilz, dessen Erreger in feuchtwarmen Umgebungen wie Schwimmbädern, Saunen oder auch Schuhen lauern. Einmal ausgebrochen, heilt der Pilz nicht von alleine ab. Anfangs lässt sich die Infektion meist mit rezeptfreien Salben oder Pudern aus der Apotheke behandeln. „Daneben erfordert Fußpilz verschiedene Maßnahmen, die eine weitere Ausbreitung verhindern“, weiß Marion Wüst. „Das bedeutet unter anderem, die Füße nach dem Waschen gründlich abzutrocknen sowie Socken regelmäßig zu wechseln und bei Temperaturen über 60 Grad zu waschen.“ Zeigt sich nach 14 Tagen keine Verbesserung, gilt es, einen Arzt aufzusuchen. Ebenfalls zu den häufig von Pilzen besiedelten Zonen zählt der Genitalbereich. Meist handelt es sich hier um einen Hefepilz, den viele Menschen in sich tragen und der keinerlei Beschwerden verursacht, solange die Flora der Intimzone im Gleichgewicht ist. So sorgen etwa in der Scheide Milchsäurebakterien für den nötigen Ausgleich. Bei geschwächtem Immunsystem oder auch durch die Einnahme von Antibiotika kann es passieren, dass die Pilze sich zu stark vermehren 2/3 und Beschwerden hervorrufen. In der Regel erfolgt die Behandlung mit Cremes, Tabletten oder Zäpfchen direkt im infizierten Bereich.
Wenn die Blase drückt
Blasenschwäche trifft entgegen verbreiteter Meinung jede Altersgruppe. Experten unterscheiden dabei verschiedene Formen der Erkrankung: Zu den häufigsten zählen Belastungs- und Dranginkontinenz. Bei erstgenannter Variante lösen Reize wie Husten, Niesen oder Lachen einen erhöhten Druck in der Blase aus und führen zu Urinverlust. Im Vergleich dazu verspüren Betroffene bei einer Dranginkontinenz unabhängig von der Situation einen starken Harndruck. „Als Ursache lässt sich oft eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur feststellen“, erklärt Marion Wüst. „Daher hilft bei leichter Inkontinenz gezieltes Beckenbodentraining. Hierbei bieten sich auch sogenannte Vaginalkonen an, die in der Apotheke erhältlich sind.“
Träger Darm arbeitet nicht gut
Fehlende Bewegung, zu wenig Ballaststoffe und Flüssigkeitsmangel stellen die häufigsten Ursachen für Verstopfung dar. Betroffene greifen in der Regel zu Abführmitteln, die auf unterschiedliche Weise wirken. So quellen manche Mittel im Darm auf, andere weichen den Stuhl auf oder stimulieren die Darmaktivität. Doch bei der Einnahme empfiehlt es sich, Vorsicht walten zu lassen, weiß Marion Wüst: „Bei dauerhafter Anwendung gewöhnt sich der Körper an die Hilfe von außen und die Darmaktivitäten nehmen ab.“ Ãœbrigens: Drei Mal täglich bis drei Mal wöchentlich gilt Stuhlgang als normal. Erst wenn Betroffene seltener auf die Toilette können, sprechen Experten von Verstopfung. Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, sollten Betroffene keine Scham zeigen, sondern einen Arzt aufsuchen. Nur so lassen sich chronische Beschwerden und Gewöhnungseffekte durch Medikamente vermeiden.