Hormonhaushalt – Wenn die Antibabypille krank macht
Die Antibabypille zählt zu den sichersten und effektivsten Verhütungsmitteln. Das macht sie bei Millionen von Frauen zum Mittel der Wahl. Dass sie nicht frei von Nebenwirkungen ist, wird dabei häufig billigend in Kauf genommen. Doch gerade ihr Einfluss auf unser geistiges Wohlbefinden könnte enorm sein – und schwerwiegende Folgen haben.
Antibabypille, Fotoquelle: 123RF
Seit ihrer Einführung in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat die Antibabypille einen auch heute noch anhaltenden Siegeszug um den Globus angetreten. Über hundert Millionen Frauen auf der ganzen Welt verhüten mit „der Pille“. In Deutschland sind es zwischen sechs und sieben Millionen Frauen. Für viele Frauen ist die Pille eine bequeme und sichere Methode der Verhütung. Doch nicht alle Frauen vertragen die Pille. Immerhin handelt es sich dabei um einen potenten Hormoncocktail. Manchmal kann die Antibabypille auch zu psychischen Nebenwirkungen führen.
Weltweit machen Frauen schlechte Erfahrungen mit der Antibabypille
Vor kurzem schlug der Hashtag #MyPillStory große Wellen. Frauen auf der ganzen Welt berichteten von schlechten Erfahrungen, die sie mit der Pille gemacht hatten. Das Problem dabei ist, dass man kaum nachprüfen kann, ob die geschilderten Leidenswege tatsächlich auf die Pille zurückzuführen sind. Doch selbst wenn man nicht jedes Problem zweifelsfrei als Folge der Hormone in der Antibabypille identifizieren kann, sind sich internationale Wissenschaftler einig, dass es durchaus solche Probleme gibt. Das könnten Stimmungsschwankungen, ein diffuses Unwohlsein oder gar echte Depressionen sein.
Eine Studie soll Klarheit bringen
Um die Tragweite solcher Beschwerden zu untersuchen, hat eine internationale Forschergruppe eine Studie mit 340 Probandinnen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren durchgeführt und diese im Fachblatt „Fertility and Sterility“ veröffentlicht. Vorbedingung war, dass die Teilnehmerinnen zuvor nicht hormonell verhütet hatten, nicht rauchten und physisch und psychisch gesund waren. Ein Fragebogen zur Bestimmung möglicher depressiver Tendenzen wurde zu diesem Zweck vor Studienbeginn ausgefüllt und ausgewertet. Anschließend wurden die Frauen in zwei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe bekam eine Pille der 2. Generation, mit den Hormonen Levonorgestrel und Ethinylestradiol, die andere Gruppe ein Placebo. Da selbst die Ärzte nicht wussten, wer zu welcher Gruppe gehörte, empfahlen sie allen Teilnehmerinnen während der Studie auf zusätzliche Verhütungsmittel zurückzugreifen.
Die Studienergebnisse sind nur bedingt aussagekräftig
Nach Beendigung der Studie nach knapp drei Monaten wurde mithilfe eines bekannten Fragebogens das allgemeine Wohlbefinden der Frauen ermittelt. Außerdem wurden erneut mögliche depressive Symptome gemessen. Das Ergebnis: Was das Wohlbefinden angeht, war dieses bei der Placebo-Gruppe deutlich höher als bei jenen Frauen, die tatsächlich Hormone geschluckt hatten. Letztere waren stärkeren Stimmungsschwankungen unterworfen und fühlten sich antriebsloser. Bei depressiven Tendenzen war nach drei Monaten hingegen kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen feststellbar. Wie das Ergebnis bei Antibabypillen der dritten oder vierten Generation und bei einem längeren Einnahmezeitraum aussehen würde, ließ sich nicht prognostizieren.