Geschrieben: 07. Dezember, 2006 in Infektionskrankheiten
 
 

Kindergarten – eine Zeit für Infekte?


Diese Frage stellen sich viele Eltern, wenn ihre Kinder immer wieder neue Infekte aus dem Kindergarten mit nach Hause bringen. Das Kindergartenalter ist die Zeit, in der der Mensch die meisten Infekte seines Lebens durchmacht. Meistens sind diese nur lästig. Es gibt aber auch Ausnahmen: Infektionskrankheiten, die so ansteckend und so gefährlich sind, dass die Kinder (gm. Infektionsschutzg.) für einige Zeit zuhause bleiben müssen.

Schon der Verdacht auf eine solche Krankheit reicht aus für eine „Kindergartensperre“. Dies ist der Fall bei Diphtherie, Hirnhautentzündung durch Haemophilus influenzae b (Hib), Keuchhusten, Kinderlähmung (Poliomyelitis), Masern, Meningokokken-Infektionen, Mumps, Scharlach und Windpocken. Kinderlähmung und Diphtherie sind in dieser Liste sicher die „Exoten“, denn ganz Europa ist seit vier Jahren frei von Polio und Diphtherie ist eine ausgesprochene Seltenheit geworden. Hier haben die Impfprogramme Früchte getragen. Dennoch können gerade diese beiden leicht wieder eingeschleppt werden, wenn der Impfschutz nachlässt. Beste Beispiele sind die Polio-Ausbrüche in Indonesien und im Jemen vergangenes Jahr und in Namibia in diesem Jahr, alles Länder, die seit vielen Jahren keine Kinderlähmung mehr kannten.

Es gibt also gute Gründe, Kinder durch Impfungen vor Infektionskrankheiten zu schützen. Und die Liste der für Kinder empfohlenen Impfungen wird immer länger: Gerade wurde sie um die Impfung gegen Pneumokokken für alle Säuglinge zwischen 2 und 24 Monaten und die Meningokokken-Impfung ab dem 12. Lebensmonat erweitert. Damit werden hoffentlich die Hirnhautentzündungen und schweren septischen Verläufe, die gerade in diesem Lebensalter häufig vorkommen, der Vergangenheit angehören. Bis 1990 war Hib der häufigste Erreger der bakteriellen Meningitis (Hirnhautentzündung) bei Säuglingen und Kleinkindern. Seit 1990 wird dagegen geimpft – mit Erfolg, denn Hib-Erkrankungen sieht man heute kaum noch. Seither nehmen die Pneumokokken und Meningokokken den ersten Platz in der Häufigkeit der bakteriellen Hirnhautentzündung ein – hoffentlich nicht mehr lange!

Nicht alle Krankheiten sind „impfenswert“, es werden immer dann Impfstoffe entwickelt, wenn die Folgen der Erkrankung schwer sind und es keine oder nur wenige Behandlungsmöglichkeiten gibt. Eine „Erkältungsimpfung“ wird es deshalb kaum jemals geben, denn wirklich gefährlich ist der lästige Schnupfen ja meist nicht. Auch gegen Ringelröteln oder Drei-Tage-Fieber ist kein Impfstoff vorhanden.

Über alle häufigen Infekte im Kindesalter, seien sie durch Impfung verhinderbar oder nicht, informiert die Broschüre des Deutschen Grünen Kreuzes e. V. „Kindergarten – (k)eine Zeit für Infekte. Sie kann gegen einen mit 1,45 frankierten und adressierten Rückumschlag kostenlos beim Deutschen Grünen Kreuz e.V., Stichwort Kindergartenbroschüre, Schuhmarkt 4, 35037 Marburg, bezogen werden.

Autorin: Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt