Geschrieben: 21. Juni, 2022 in Ratgeber Tipps & Trends
 
 

Lebensgefahr bei Insektenstichen


Kalendarisch beginnt er am 21. Juni. Doch auch davor schon bietet der Sommer mit höheren Temperaturen und mehr Sonnenstunden ideale Bedingungen für Insekten. Nicht wenige davon können für Allergiker gefährlich werden. Eine entsprechende Allergie-Impfung oder Desensibilisierung und das Wissen um den richtigen Gebrauch eines Notfallsets können Leben retten.

 

Im Sommer zieht es uns ins Freie. Wie die Pflanzenwelt im Frühling blühen wir im Sommer so richtig auf. Die warmen Temperaturen laden dazu ein, Sport zu machen oder einfach draußen auf der Wiese zu entspannen. Auch Feste finden jetzt häufig im Freien statt, sei es nun das Sonnenwendfest am 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres, oder die private Geburtstags- oder Grillparty mit Freunden. Vor der Sonne schützen wir uns dabei ganz selbstverständlich mit Sonnenschutzmitteln. Doch die Sonne ist nicht die einzige Gefahr. Denn auch die Tierwelt wird im Sommer aktiv, vor allem Insekten, die im Winter kaum oder gar nicht anzutreffen sind. Für Allergiker stellen besonders Wespen und Bienen eine ernstzunehmende Gefahr dar. Circa 2,8 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter einer Wespengiftallergie. Für sie ist ein Stich nicht nur schmerzhaft, sondern unter Umständen sogar lebensbedrohlich. „Jeder Mensch, der einmal von einer Biene oder Wespe gestochen wurde, kann eine Insektengift-Allergie entwickeln. Wer sich nicht sicher ist, ob er schon mal allergische Reaktionen in Folge eines Stichs hatte, sollte dies von einem Allergologen klären lassen“, rät daher Prof. Dr. med. Alexander Kapp, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie in Hannover.

Allergische Reaktionen erkennen und schnell reagieren

Nicht jeder Allergiker weiß, die ersten Anzeichen einer allergischen Reaktion richtig zu deuten. Solche Anzeichen einer allergischen Reaktion können Nesselsucht (Urticaria), Schwellungen im Gesicht und am Hals oder Juckreiz an den Handinnenflächen und Fußsohlen sein. Tritt eine dieser Reaktionen auf, ist Vorsicht geboten. Treten gleich mehrere auf, sollte umgehend ein Arzt verständigt und Gegenmaßnahmen getroffen werden. Ansonsten kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen, einem Zustand, der schnell lebensbedrohlich werden kann. Bei einer frühzeitigen Diagnose durch einen Allergologen kann man lernen, wie man sich in einem solchen Fall verhalten sollte, und wie man entsprechende Situationen von vornherein vermeiden kann. „Der Allergologe entscheidet nach einem ersten Gespräch, ob eine Allergiediagnostik sinnvoll ist. Blut- und Hauttests sorgen dann für Klarheit,“ sagt Prof. Dr. Kapp. Denn jährlich sterben in Deutschland rund zwanzig Menschen an den Folgen eines Insektenstichs. Häufig aus dem simplen Grund, dass sie die ersten Anzeichen einer allergischen Reaktion nicht früh genug erkennen und wichtige Zeit ungenutzt verstreichen lassen.

Erste Hilfe für Allergiker

Nach einer entsprechenden Diagnose kann ein Arzt ein spezielles Notfallset für Allergiker verschreiben. Allerdings sollte der Umgang damit geübt werden, um im Ernstfall eine schnelle Behandlung zu gewährleisten. Außerdem bringt es nur wenig, wenn das Notfallset im Medikamentenschränkchen liegt, während man im Schwimmbad, im Park oder beim Joggen im Wald gestochen wird. Es sollte also möglichst immer ‚am Mann‘ getragen werden. Bei plötzlich einsetzender Übelkeit, Atemnot, einem beschleunigten Herzschlag (Herzrasen) oder einem Abfall des Blutdrucks (Schwächeanfall) besteht die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks, der bis zum Atem- und Kreislaufstillstand führen kann. Bei entsprechenden Symptomen ist daher eine schnelle Reaktion gefragt. So kann die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes überbrückt werden.

Allergischen Reaktionen durch eine Impfung vorbeugen

Prof. Alexander Kapp

Prof. Alexander Kapp

Eine weitere Möglichkeit für Allergiker, sich zu schützen, ist eine Insektengift-Impfung. „Für Insektengiftallergiker kann eine spezifische Immuntherapie – auch Hyposensibilisierung genannt – lebensrettend sein“, bestätigt Prof. Dr. Kapp. Die Erfolgsaussichten nach einer solchen Hyposensibilisierung sind sehr gut. Rund neunzig Prozent der Patienten, die sich dazu entschlossen haben, sind danach beschwerdefrei. Das bedeutet, dass sie auf einen Insektenstich nicht mehr übermäßig stark reagieren. Derzeit wird ausschließlich eine Insektengift-Impfung von der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, als erfolgversprechende Behandlungsmethode für eine entsprechende Allergie empfohlen. Für Betroffene heißt das konkret, dass die Krankenkassen die Kosten einer solchen Therapie nach einer entsprechenden Diagnose eines Arztes übernehmen.