Geschrieben: 23. Oktober, 2019 in Bauen & Wohnen
 
 

Wenn das neue Zuhause gesund macht: Modernes Bauen unter Beachtung der Baubiologie


Den Traum vom selbstgebauten Eigenheim hegen heutzutage viele Menschen. Ein Haus, das ganz nach den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen angefertigt wird und auch unter ökologischen Gesichtspunkten überzeugt. Doch wie wäre es, wenn sich das neue Haus auch positiv auf die eigene Gesundheit auswirken würde?

 


Fotocredits:
Skan-Hus Projekt GmbH
Wenn beim Hausbau auch baubiologische Maßnhamen berücksichtigt werden, kann das einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben

Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein, ist aber mittlerweile keine Zukunftsmusik mehr. Bei der sogenannten Baubiologie werden die Wechselwirkungen zwischen dem gebauten Umfeld und dem Menschen berücksichtigt. Hierbei steht besonders die Gesundheit der Bewohner im Vordergrund. Menschen verbringen circa 90 Prozent ihres Lebens in geschlossenen Räumen. Während am Arbeitsplatz oder in der Schule das Raumklima nur begrenzt beeinflussbar ist, ist es umso wichtiger, sich innerhalb der eigenen vier Wände behaglich und gesund zu fühlen.

Die Baubiologie ist eine anerkannte interdisziplinäre Wissenschaft, bei der Hauskonstruktionen ganzheitlich betrachtet werden. Hier kommen verschiedene technische Geräte wie etwa Partikelzähler zur Messung von Wohngiften und Schadstoffen, Hochfrequenz-Analyzer zur Untersuchung elektromagnetischer Wellen und Geräte zur Beurteilung des Raumklimas zum Einsatz, die notwendige Messdaten für eine umfassende Gebäude- oder Grundstücksanalyse liefern. Die Untersuchungen werden nach dem Standard der Baubiologischen Messtechnik durchgeführt. Baubiologen können bei bereits bewohnten Gebäuden zu Rate gezogen werden, wenn zum Beispiel schon gesundheitliche Probleme vorliegen und die Ursachen erforscht werden sollen. Aber auch bei Neubauten empfiehlt es sich, die Baubiologie zu beachten, um im neuen Haus ein gesundes Wohlfühlklima zu schaffen.

Störfaktoren durch baubiologische Maßnahmen beseitigen

Baubiologen untersuchen in ausführlichen Grundstücksanalysen zum Beispiel den Einfluss von Elektrosmog

Zunächst untersuchen Baubiologen die relative Luftfeuchte sowie die Temperatur und die Bewegung der Luft in Räumen. Die Idealbedingungen liegen bei einer Raumtemperatur im Wohnbereich zwischen 20 und 23 Grad und einer relativen Luftfeuchte zwischen 40 und 60 Prozent. Das Problem: Moderne oder modernisierte Gebäude werden immer dichter. Isolierschichten und gut schließende Fenster senken zwar den Energieverbrauch, verhindern aber auch einen natürlichen Luftaustausch. Oft ist eine zu hohe Luftfeuchtigkeit die Folge. Hier können kontrollierte Wohnraumlüftungen mit Wärmerückgewinnung dafür sorgen, dass selbst in geschlossenen Räumen frische Atemluft zur Verfügung steht. Die relative Luftfeuchte lässt sich dann über die Einstellung der Luftwechselrate steuern. Auch Wandbeschichtungen und Putze auf der Basis von Kalk oder Lehm wirken feuchtigkeitsregulierend, indem sie Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und bei trockener Luft wieder abgeben. Kalkputze beugen zudem durch ihren hohen PH-Wert auf natürliche Weise der Schimmelbildung und der Besiedlung durch Mikroorganismen vor. Gleichzeitig helfen sie beim Abbau von Schadstoffen aus der Raumluft. Bei der Beplankung von Innenwänden sollten schadstoffabsorbierende Gipsfaserplatten zum Einsatz kommen. Diese nehmen in der Raumluft enthaltene gesundheitsschädliche Stoffe wie Aldehyde und Ketone auf und binden diese.

Luftionisation steigert die Lebensfreude

Was in Punkto Wohlfühlklima am häufigsten vernachlässigt wird, ist der Faktor Luftionisation. Je mehr positiv und negativ geladene Ionen in der Atemluft gemessen werden können, desto frischer wird die jeweilige Raumluft wahrgenommen. Ein optimales Raumklima ergibt sich, wenn das Verhältnis zwischen positiv und negativ geladenen Sauerstoffionen 1 zu 1,4 beträgt und etwa 500 bis 1000 gleichmäßig verteilte Luftionen je Kubikzentimeter Luft vorhanden sind. Störfaktoren für eine harmonische Ladungsverteilung der Ionen sind vor allem elektrische Felder, aber auch Staub und zu trockene Luft. Wenn das Ionenverhältnis unausgeglichen ist und mehr positive als negative Ionen vorhanden sind, fühlen sich viele Menschen unwohl und reagieren beispielsweise mit Depressionen, Schlafstörungen oder Migräne. Im umgekehrten Fall, also bei mehr negativen als positiven Sauerstoffionen, steigert sich die Konzentrationsfähigkeit und es wird mehr Lebenslust empfunden. Um die Luftionisation positiv zu beeinflussen, kann bei neu gebauten Häusern eine Zentralstaubsaugeranlage eingebaut werden, wodurch der Feinstaub gezielt reduziert werden kann. Außerdem sollte auf auf den Einsatz von Materialien mit elektrisch aufladbaren Oberflächen verzichtet werden. Im Klartext bedeutet dies: geölte Parkett- oder Dielenboden statt Laminat und Kalkfilzputz statt Synthetiktapete.

Natürliche Baustoffe für ein höheres Wohlfühlklima

Bei neugebauten Häusern sollte möglichst auf den Rohstoff Holz zurückgegriffen werden. Statt Metallverbindungen und ferromagnetische Träger zu verbauen, können hier sogenannte Schwalbenschwanzverbindungen oder Leimholzträger eingesetzt werden. Um Elektrosmog zu reduzieren, sollten nur abgeschirmte Installationskabel verwendet werden. In einer ausführlichen Grundstücksanalyse ermitteln Baubiologen Umgebungseinwirkungen wie etwa Beeinträchtigungen durch Mobilfunkwellen. Diese Analysedaten werden dann bei der Planung des Hauses berücksichtigt – so kann der Elekrosmog durch eine gezielte Abschirmung mittels spezieller Materialien reduziert werden. Generell sollte also der Grundsatz „Natürliche Materialen statt künstlicher Baustoffe“ beachtet werden. Denn um die Wohngesundheit zu steigern, sollten möglichst alle Gefahrstoffe und belastende Bau- und Ausbaustoffe vermieden werden. Gesunde Baustoffe erkennt man schon an der vollständigen Benennung der Inhaltsstoffe auf der Verpackung. Baubiologen können dies ebenso berücksichtigen und stehen Bauherren mit ihrem Wissen zur Seite. Denn nur mit einem ganzheitlichen baubiologischen Konzept lässt sich die Wohngesundheit nachhaltig steigern.

Autor: Christian Schaar, Geschäftsführer der Skan-Hus Projekt GmbH

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