Geschrieben: 16. Januar, 2018 in Sport & Bewegung
 
 

Natural Running – Soweit die Füße tragen


Laufen gehört hierzulande – wenn nicht sogar weltweit – zu den beliebtesten Sportarten überhaupt. Das liegt auch daran, dass jeder sofort loslegen kann, der einigermaßen fit ist, zwei Beine hat und nicht im Rollstuhl sitzt. Das einzige, was außer dem eigenen Körper und der zu bewältigenden Wegstrecke benötigt wird, ist ein Paar Schuhe. Und hier zeichnet sich seit einigen Jahren ein neuer Trend ab: „Natural Running“.

Dabei soll ein Laufstil erreicht werden, der dem Laufen ohne Schuhe möglichst nahekommt. Doch was ist das Ziel dahinter? Und birgt das Laufen ohne federnde und unterstützende Sohle vielleicht sogar Gefahren?

Ergebnissen des Konsumforschungsinstituts „Sports Tracking Europe“ zufolge wurden alleine im ersten Halbjahr 2011 mehr als drei Millionen Paar Laufschuhe verkauft. Durchschnittspreis: knapp 90 Euro. Doch derzeit erlebt der Markt eine kleine Revolution. Wo früher Schuhe mit Luftpolstern oder Gelsohle als das Nonplusultra des Laufsports angepriesen wurden, werden heute Natural Running-Schuhe als Heilsbringer der Fußgesundheit gefeiert. Obwohl: In dem Zusammenhang von „Schuhen“ zu sprechen, ist vielleicht nicht ganz angebracht. Denn streng genommen widersprechen diese neuen Schuhmodelle genau dem klassischen Prinzip, das herkömmlichen Sportschuhen zugrunde liegt. Nämlich dem, dass gut gedämpfte Laufschuhe notwendig sind, um die Gelenke des Läufers zu schonen. Natural Running-Schuhe sind dagegen extrem leicht und verfügen über eine sehr dünne Sohle und keine Polsterung. Die Idee dahinter: Wenn der Fuß nicht mehr vom Schuh gestützt und unterstützt wird, muss der Läufer sich auf einen natürlichen und somit gesunden Laufstil besinnen.

Viele Hersteller buhlen um die Gunst der Käufer

Die Modellpalette der Natural Running-Schuhe ist bereits jetzt sehr vielfältig. Das Angebot reicht von minimalistisch anmutenden Zehenschuhen bis zu herkömmlich anmutenden Leichtschuhen. Ihnen allen ist gemein, dass Leichtigkeit, Flexibilität, Atmungsaktivität, eine flache Konstruktion und ein geringes Gefälle von der Ferse hin zum Vorderfuß von großer Bedeutung sind. Außerdem haben sie eine kaum oder gar nicht gepolsterte Sohle. Auch unter modischen Gesichtspunkten können einige Anbieter punkten. Auffällige Farbkombinationen bieten sich als Blickfang an, und wen es nicht stört, einen Abend lang nur über ein Thema zu sprechen, der sollte zur nächsten Party einfach in einem Zehenschuh antanzen.

Natural Running ist nicht für jedermann geeignet

Alle, die Natural Running ausprobieren möchten, sollten sich langsam an diesen Stil herantasten. Die ungewohnte Art der Belastung kann selbst für trainierte Menschen zumindest zu Beginn schnell zu viel werden. Zum Eingewöhnen eignen sich Modelle, die noch ein Minimum an Dämpfung aufweisen. Denn was zunächst einmal gut klingt – nämlich die Förderung der Funktionalität des eigenen Körpers – birgt auch Gefahren. Es ist zwar so, dass viele Athleten den natürlichen Bewegungsablauf des Körpers unterstützen möchten, und daher gerne auf ausgeklügelte Dämpfungs- und Stützsysteme in Form von Laufschuhen verzichten. Doch um die Aufprallkräfte beim Laufen allein durch die Lauftechnik effektiv abdämpfen zu können, ist viel Übung nötig. Und viele Hobbyläufer, die sich vom Konzept des Natural Running angesprochen fühlen dürften, haben diese notwendige Übung leider nicht. Sie werden mittelfristig Gefahr laufen, mit Sprunggelenks-, Knie- und Hüftschmerzen beim Orthopäden zu landen. Denn all die Muskeln, Sehnen und Gelenkpartien, die bei einem normalen Laufschuh gezielt unterstützt und entlastet werden, müssen beim Natural Running extreme Belastungen wegstecken können – vor allem beim Laufen auf hartem Untergrund. Allen Anfängern und Hobbyläufern seien deshalb herkömmliche Laufschuhe ans Herz gelegt. Die können im Idealfall im Schuhgeschäft auch durch eine Laufanalyse an die individuellen Bedürfnisse eines jeden Einzelnen angepasst werden.

Worauf Sie beim Schuhkauf achten sollten

  • Geduld – Der Laufschuhkauf ist kein Sprint! Bringen Sie genügend Zeit mit und lassen Sie sich nicht hetzen!
  • Geld – Gerade für regelmäßige Läufer lohnt es sich, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen. Das muss nicht bedeuten, dass nur teure Schuhe gute Schuhe sind, aber bei Laufschuhen ist es ein bisschen wie bei Wanderschuhen: Erstens hat Qualität ihren Preis, und zweitens bezahlen Sie das eingesparte Geld letztlich mit ihrer Gesundheit.
  • Kompetenz – Gehen Sie ins Fachgeschäft! Dort haben Sie nicht nur eine große Auswahl und eine kompetente Beratung, Sie können Schuhe auch anziehen und kurz testlaufen. Außerdem gibt es dort häufig Möglichkeiten, ihren Laufstil zu analysieren und entsprechende Schuhe auszuprobieren oder sogar anzupassen.
  • Anschauungsmaterial – Nehmen Sie Ihre alten Schuhe mit in den Laden. Der Verkäufer sollte in der Lage sein, anhand des abgelaufenen Profils Rückschlüsse auf Ihren Laufstil geben zu können und entsprechende Schuhmodelle vorzuschlagen.
  • Bauch- bzw. Fußgefühl – Beim Schuhkauf geht es immer zuallererst darum, ob ein Schuh passt und bequem ist. Probieren Sie sich quer durch die Angebotspallette und erstellen Sie eine Hierarchie der Schuhe, die für Sie in Frage kommen könnten. Probieren Sie die Schuhe möglichst nachmittags an. Dann sind die Füße von der bisherigen Belastung des Tages etwas breiter und Sie können besser entscheiden, ob sie auch wirklich passen.
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