Geschrieben: 14. Januar, 2014 in Beauty & Wellness | Ratgeber Tipps & Trends
 
 

Therapie mit ätherischen Ölen – Mystik oder sanfte Medizin?


Das Wissen um die gesundheitsfördernde Wirkung von aromatisch duftenden Pflanzenstoffen und deren Gebrauch in Form von Räucherungen, Salben oder Ölen sind sehr alt. Schon die alten Ägypter, Sumer und Assyrer, Chinesen und Inder, aber auch Römer und andere antike Völker setzten duftende Pflanzenessenzen zu medizinischen Zwecken ein.

Der Begriff “Aromatherapie“, der auf Rene-Maurice Gattefossé, einem französischen Chemiker zurückgeht, wird häufig unkritisch verwendet und oft ist nicht klar, was damit gemeint ist. Die Aromatherapie ist gesetzlich nicht definiert. Sie wird als Teil der Phytotherapie angesehen und beinhaltet die Anwendung ätherischer Öle zu therapeutischen Zwecken, d. h. sowohl körperliche als auch seelische Beschwerden können behandelt werden. Leider wird mit der Aromatherapie viel Humbug getrieben, zumal ihre Anwendung auf den verschiedensten Ebenen völlig unübersehbar ist und sie schnell in den pseudowissenschaftlichen Bereich rutscht. Bei der Aromatherapie kommen reine ätherische Öle – oft als Essenzen bezeichnet -, die solo, aber auch als Mischung angewendet werden können, zum Einsatz. Dabei geht es nicht darum, in speziellen Duftlampen eine wohlriechende Raumluft in den eigenen vier Wänden zu zaubern. Sondern, sie finden Verwendung z. B. in Form von Ganz- oder Teilbädern, Saunaaufgüssen, Kompressen, Wickel, Massagen oder Einreibungen, aber auch zum Inhalieren oder in der Haarpflege.

Wie der Mensch riecht

Gerüche beeinflussen unser Leben und sind uns nicht schnuppe. Sie erwecken in uns Assoziationen, Emotionen und Erinnerungen, sorgen für gute Laune und stimulieren die Sinne. Wer etwa denkt nicht beim würzigen Duft von Lavendel an einen Urlaub in der Provence? Doch wie unterscheiden wir einen angenehmen Geruch von einem unangenehmen? Die Riechschleimhaut der Nase, die nur wenige Quadratzentimeter groß ist, besitzt etwa 1000 verschiedene Duftrezeptoren, von denen jeder Einzelne spezifisch für einen Duft ist. Ort des Geschehens sind die Zilien der ca. 30 Millionen Riechzellen – spezialisierte Zellfortsätze, die in die Nasenhöhle hineinragen und von einer dicken Schleimhaut umgeben sind.
Bindet sich ein Duftmolekül mit einem dieser Rezeptoren, wandeln die Sinneszellen den chemischen Reiz durch komplexe Reaktionskaskaden in elektrische Impulse um, die über einen langen Nervenfortsatz an das Riechhirn (Bulbus olafactorius) weitergeleitet werden. Dort werden die elektrischen Signale analysiert und in ein anderes Informationsmuster übertragen und verarbeitet.  Die meisten ätherischen Öle enthalten Monoterpene, die sehr leicht durch die Zellmembranen eindringen und bereits nach wenigen Minuten im Blut nachgewiesen werden können.

Die Welt der Düfte

Ätherische Öle enthalten teilweise hoch potente Wirkstoffe, die durchaus auch zu unerwünschten Wirkungen oder Allergien führen können. So ist z. B. bekannt, dass Campher, Myrtol, Cineol oder Menthol bei Säuglingen zu schweren Nebenwirkungen führen können. Das Allergierisiko ist nicht zu unterschätzen und unerwünschte Effekte sind vereinzelt auch bei in Kosmetika verwendeten Ölen (Zimtöl) möglich. Zudem kann es bei bestimmten Ölen zu Hautreizungen kommen (Teebaum- und Nelkenöl). Die Zahl der pharmakologischen und klinischen Studien ist noch gering. Die Anwendungsgebiete, die auch von der Schulmedizin anerkannt sind, sind Erkältungskrankheiten, z. B. Husten. Für einige ätherische Öle, etwa Eukalyptus-, Pfefferminz, Kiefernnadel-, Anis-, Thymian- oder Lavendelöl liegen relevante Daten bezüglich der therapeutischen Wirksamkeit vor. Sie besitzen u. a. schleimlösende und antimikrobielle Eigenschaften. Auch für den gastroenterologischen Bereich gibt es einige Studien. So wirken Thymian-, Fenchel-, Anis- und Pfefferminzöl krampflösend auf die Muskulatur des Gastrointestinaltraktes. Letzteres findet auch gegen Spannungskopfschmerz Anwendung. Französische Wissenschaftler setzen ätherische Öle in der Frauenheilkunde, z. B. bei vaginalen Infektionen und in der Wundbehandlung ein. Sie entdeckten, dass Keime, die gegenüber den angewandten Antibiotika resistent wurden, auf ätherische Öle empfindlicher reagierten, als solche, die noch nicht dem Angriff eines Antibiotikums ausgesetzt waren. Die Dauer der medikamentösen Behandlung kann u. U. verkürzt werden. In der zahnärztlichen Medizin werden ätherische Öle wegen ihrer antimikrobiellen Eigenschaften zur Desinfektion bei Parodontose– und Wurzelbehandlung genutzt.

Qualität – Worauf Sie beim Kauf achten sollten

Um sich einen Überblick über das große Angebot ätherischer Öle machen zu können, sollten Sie Folgendes beachten:

  • die Bezeichnung “echtes ätherisches Öl” ist nicht geschützt und bietet keinerlei Reinheits- und Qualitätsgarantie. Richtig ist die Angabe “100% reines ätherisches Öl” (nicht hingegen “naturidentisch” oder “Parfümöl”).
  • es sollte die lateinische und deutsche botanische Bezeichnung der Heilpflanzen auf den Fläschchen angegeben werden
  • Angabe der Chargennummer und der Pflanzenteile, aus denen das Öl gewonnen wird
  • Angabe der Füllmenge in ml oder g
  • Herkunftsland, denn die Qualität der Öle kann je nach Standort und Herkunft variieren
  • Angaben über den Anbau: kontrolliert-biologischer Anbau, Wildsammlung oder konventioneller (rückstandsfreier) Anbau, der besonders für Allergiker geeignet ist
  • Trägeröle in Prozent (sehr teuere Öle werden auch verdünnt angeboten!)
  • Angaben zum Gewinnungsverfahren, der Zusätze und des Mischungsverhältnisses in Prozent

Für die Anwendung gilt:

  • Duftlampen nicht den ganzen Tag brennen lassen
  • ätherische Öle nicht in höchster Konzentration einsetzen
  • Vorsicht bei Allergien: keine tägliche Dauer-Aromatherapie! Gefahr von unerwünschten Nebenwirkungen
  • orale Anwendung ätherischer Öle nur unter Aufsicht eines Arztes oder eines speziellen Aromatherapeuten
Liebe – eine reine Geruchssache?

Der Geruch spielt eine wichtige Rolle: Nicht nur beim Essen, sondern auch in der Partnerwahl. Einige Gerüche begleiten uns ein Leben lang – so etwa der eigene Körpergeruch, der unverwechselbar ist. Ãœbrigens – Studien haben gezeigt, dass es auch vom Körpergeruch abhängt, warum Mann und Frau sich verlieben. Je größer der Unterschiede zwischen den beiden Gerüchen ist, desto attraktiver wird der andere empfunden.

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