Geschrieben: 21. Oktober, 2015 in Gesundheit | Onkologie
 
 

Kinderwunsch trotz Krebs – Angst keine Kinder zu bekommen


Wenn die Diagnose ‚Krebs‘ lautet, fürchtet man zunächst einmal um das eigene Leben. Doch gerade bei jungen Menschen kommt noch eine andere Sorge hinzu: die Angst, keine Kinder bekommen zu können. Denn gerade weil Chemotherapien und Bestrahlungen Krebszellen zerstören, können sie auch unfruchtbar machen. Quelle: Die Welt

 

Kinderwunsch trotz Krebs, Fotoquelle: 123RF

Die Zellen im menschlichen Körper reagieren unterschiedlich empfindlich auf aggressive Krebsbehandlungen. Leider gehören die Keimzellen und -drüsen zu eben genau den Zellen, die durch eine Therapie stark angegriffen werden. Doch während es bei Männern relativ einfach ist, Sperma zu entnehmen und einzufrieren, müssen Frauen mit Komplikationen und Risiken leben. Denn um die Eizellenproduktion anzuregen, müssen Frauen bisher mit Hormonen behandelt werden. Diese Hormone können sich jedoch auch auf das Tumorwachstum auswirken. Eine Therapie muss daher unter Umständen um mehrere Tage oder sogar Wochen aufgeschoben werden.

Eierstockgewebe statt Eizellen

Nun könnte sich eine derzeit von Ärzten in aller Welt erprobte Methode als risikoärmere Alternative erweisen. Dabei wird nicht eine Eizelle, sondern Gewebe aus dem Eierstock der Frau entnommen. Dieses Gewebe wird eingefroren und schließlich wieder eingesetzt, wenn der Krebs besiegt wurde. Zurück am alten Ort erfüllt das Gewebe dort seine alten Aufgaben und bildet neue Eizellen – so die Vermutung. Doch es gibt auch Bedenken: Experten befürchten, dass mit dem alten Gewebe auch der Krebs zurückkehren könnte.

Erfahrungswerte aus Dänemark

In der Fachzeitschrift „Human Reproduction“ berichten dänische Forscher vom Universitätsklinikum Kopenhagen, wie gut die Methode bei 41 Frauen funktioniert habe, und wie schonend sie für die Gesundheit der Frauen gewesen sei. Dies sei bisher der größte Versuch dieser Art gewesen. Tatsächlich sei es bei einigen Frauen auch zu einem Rezidiv, einem Rückfall gekommen. Drei Frauen erkrankten erneut an Krebs, zwei davon verstarben. Man könne jedoch davon ausgehen, dass die Rückfälle nicht durch das reimplantierte Eierstockgewebe verursacht worden seien, da die Tumore erneut an der ursprünglichen Stelle auftraten, was gegen eine Streuung von möglichen Krebszellen aus dem Eierstockgewebe spreche. Von 32 Patientinnen, die versuchten, schwanger zu werden, bekamen neun insgesamt 13 Kinder. Eine Frau wurde erst kurz nach Abschluss der Studie schwanger.

Hoffnung für die Zukunft

Christian Thaler vom Hormon- und Kinderwunschzentrum des Universitätsklinikums München und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin rät dennoch dazu, das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen noch immer als erste Wahl anzusehen. Die Methode sei etabliert und entsprechend sicher. „Die Transplantation von Eierstockgewebe ist immer noch experimentell, bisher sind erst einige wenige Kinder daraus hervorgegangen. Ich habe die Sorge, dass dieses Verfahren angesichts erfolgreicher Einzelfälle überbewertet wird.“ Die dänischen Forscher sind da deutlich optimistischer und verweisen auf die Sicherheit der Methode: „Das Einfrieren von Eierstockgewebe als Methode des Erhalts der Fruchtbarkeit gewinnt an Bedeutung.“