Geschrieben: 16. Juli, 2013 in Heilmittel | Heilpflanzen
 
 

Die Brennnessel als Heilmittel


Beim Sommerspaziergang durch Wald, Wiesen und Felder fällt immer wieder der Blick auf die unscheinbare grüne Pflanze mit den spitzen Blättern und ihren Brennhaaren, vor der Eltern ihre Kinder schon von klein auf warnen. Was die körperliche Berührung betrifft, ist die Warnung gerechtfertigt, denn wer mit der Urtica dioica, wie sie botanisch heißt, in Berührung kommt, setzt sich der Gefahr einer  schmerzhaften Hautirritation aus.


Vor der Pflanze an sich zu warnen, wäre allerdings eine Fehleinschätzung, denn die Brennnessel gehört, trotz ihres Rufs als Unkraut in der freien Natur und im Garten, zu denHeilpflanzen, die schon Hildegard von Bingen (1098 – 1179) und Pfarrer Kneipp (1821 – 1897) schätzten und erfolgreich gegen allerlei Beschwerden einsetzten.

Das Brennen der Nessel

Wer die Pflanze geschickt pflückt, ohne von ihren Brennhaaren verletzt zu werden, kann den Hautreizungen sogar entkommen. Nur ist das gar nicht so einfach, wenn die Pflanze dicht an dicht nahezu staudenartig wächst. Zudem sitzen die Brennhaare sowohl auf den Blättern als auch an den Stängeln, was es beinahe unmöglich macht, der Berührung gänzlich zu entkommen. Schon ein kleines Streifen der Blätter mit den Brennhaaren löst an den betroffenen Stellen der Haut ein starkes Kribbeln aus. Die Haut wird rot, fängt gleichsam zu brennen an und nach wenigen Augenblicken zeigen sich deutliche Quaddel-Bildungen. An dieser recht unangenehmen, je nach Ausmaß  recht schmerzlichen Erfahrung, sind die Abwehrstoffe von der Brennnessel Schuld. Diese sind in den Brennhaaren enthalten. Vor allem Ameisensäure und Histamin werden von der Pflanze abgesondert und führen zu einer allergischen Reaktion auf der Haut. Aber auch Serotonin, Acetylcholin und Scopoletin kommen in den Brennhaaren vor. Kinder und Menschen, die ohnehin eine empfindliche Haut haben oder allgemein zu Allergien neigen, spüren die Reaktion auf die Abwehrstoffe meistens deutlicher als Menschen, die eher unempfindliche Haut haben. Je nach Reaktion kann das Brennen nach kurzer Zeit wieder abklingen oder einige Stunden anhalten.

In schlimmeren Fällen kann der Brennnesselkontakt sogar ein bis zwei Tage Beschwerden auslösen. Schnelles Kühlen, gängige Salben gegen Insektenstiche, frischer Zwiebelsaft oder kalter Speisequark verschaffen schnelle Linderung. Wenn trotzdem keine Linderung eintritt oder Allergiker stärker betroffen sind, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Brennnesselbestandteile – spannende Inhaltstoffe

Auch wenn es heute befremdlich scheint: Im Mittelalter haben sich Menschen mit der Brennnessel auspeitschen lassen. Und das ganz freiwillig, um Gelenkproblemen und Rheuma vorzubeugen. Heute nutzt man die Brennnessel als Heilpflanze in angenehmeren Formen zur inneren Anwendung als Tee, Tabletten oder Pflanzensaft gegen unterschiedliche Beschwerden. Auch gibt es viele ausgesprochen gute Haar- und Kopfhautpflegeprodukte auf Brennnesselbasis. Die wertvollen Inhaltsstoffe der Brennnesselblätter sind Vitamin C, Vitamin B und Vitamin K sowie Kalzium, Kalium und Kieselsäure. Zudem enthalten die Blätter hochwirksame Flavonoide, beispielsweise in Form von Rutin. Sekundäre Pflanzenstoffe, wie die Flavonoide, werden in Zukunft immer mehr Bedeutung in der natürlichen Heilapotheke und gesunden Ernährungsweise erlangen. Auch Steroide, ätherische Öle und organische Säuren, wie die Kaffeoyläpfelsäure, sind in den Brennnesselblättern enthalten. Doch auch die Wurzeln finden Beachtung in der Medizin, denn sie enthalten wertvolle pflanzliche Steroidhormone wie beispielsweise das beta-Sitosterol. Auch Polysaccharide, Lectine und Lingnane kommen in den Wurzeln der Heilpflanze vor.

Beschwerden ganz natürlich lindern

Vor allem die Flavonoide der Brennnessel haben eine leichte, wassertreibende Wirkung. Die Harnausscheidung wird erhöht. Dadurch werden die Blase, die Harnröhre und der Harnleiter gut durchspült. Die Brennnesselblätter sind also sehr hilfreich bei Harnwegsinfektionen, vor allem bei den im Sommer häufig  vorkommenden Blasenentzündungen. Tees werden häufig mit andern Kräutern gemischt, um noch effektiver zu wirken. Ein zusätzliches vermehrtes Trinken von Wasser und anderen Kräutertees unterstützt diesen Effekt. Die Wurzeln der Heilpflanze erleichtern Männern, die von einer gutartigen Prostatavergrößerung betroffen sind, das Wasserlassen. Diese positive Wirkung der Auszüge aus Brennnesselwurzeln ist auf die enthaltenden Phytohormone zurückzuführen. Andere Inhaltsstoffe der Heilpflanze Brennessel wirken laborerprobt gegen eine Vielzahl von Entzündungen, die im menschlichen Körper vorkommen können.

Fotoquelle: Flickr, BY © weisserstier