Die natürliche Wunderwaffe: Moorerde bei Entzündungen
Seit Jahrhunderten schon werden Moore durch den Menschen genutzt. Der Torf diente den Menschen nicht nur als Brenn- und Baumaterial, sondern wurde auch als Bodenverbesserer wegen seiner hohen Wasserspeicherkapazität geschätzt. Etwa seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er dann auch zu medizinischen Zwecken als Badetorf in Kuranlagen verwendet. Zahlreiche Kurorte verdanken ihre Existenz ausschließlich dem ihnen benachbarten Moor.
Für Moorbäder wird der Torf gebrochen oder gemahlen und mit heißem Wasser (ca. 40 bis 42 Grad) verrührt. Moorbäder oder Packungen können mit höheren Temperaturen verabreicht werden, weil sie die Wärme langsamer abgeben als Wasser. Moorgebiete sind nach dem Abschmelzen der letzten Eiszeitgletscher vor allem im Alpenvorland, Oberschwaben zwischen Donau und Bodensee oder in der norddeutschen Tiefebene entstanden, nachdem die großen Wasserflächen verlandeten. Im Verlauf von Jahrtausenden bildete sich Torf. Er besteht überwiegend aus abgestorbenen, humifiziertem Pflanzenmaterial, das infolge von Sauerstoffmangel durch Wasserabschluss nicht vollständig abgebaut wurde und dessen Struktur zumindest teilweise noch erkennbar ist. Auf den Niedermooren, die durch Verlandung entstehen, bilden sich die Hochmoore, deren Feststoffanteile überwiegend aus organischen Substanzen bestehen.
Der Torf und seine Wirkung
Zu den balneologisch verwendbaren Heilerden zählen Fango, Schlicke, Lehm, Kreide, Torfe und Schlämme. Diese bezeichnet man mit dem Fachbegriff Peloide (griech.=schlammartig). Die vielfältigen Wirkungsweisen des Torfes sind auf die in ihm enthaltenen Inhaltsstoffe (u. a. Bitumen, Pektine, Cellulose, Hemicellulose, Lignine, Humine, Huminsäure, Abkömmlinge der Gerbsäure sowie östrogenähnliche Pflanzen-Hormone) zurückzuführen, die besondere Eigenschaften besitzen.
- keim- und entzündungshemmend
- adstringierend
- zellstimulierend
- hormonale Effekte
- antirheumatisch
- antitoxisch
Anwendungsgebiete: Moorerde
Neben Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule, Gelenkrheuma, Prostataleiden werden vor allem Frauenleiden traditionell erfolgreich mit Moor behandelt. Eine Säule in der Therapie frauenspezifischer Beschwerden ist z. B. die Anwendung von vaginalen Moortampons, die auf 50 Grad erwärmt werden. Durch die intensive Wärmebehandlung kommt es zu einer Erhöhung der Körpertemperatur, einer Art “künstlichem Fieber”. Dies wiederum stimuliert die Hirnanhangdrüse, was zu einer vermehrten Ausschüttung weiblicher Hormone führt. Auf diese Weise kann ein gestörter Hormonzyklus reguliert werden.
Moorerdebehandlungen werden hauptsächlich bei folgenden Entzündungen angewendet:
- chronische Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates eingesetzt
- degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule
- verschiedene Arten von Gelenkrheuma
- Sehnen-Muskelansatzprobleme
- Polyarthritis
- Arthrosen in Knie, Hüfte, Sprunggelenksbereich
- Schulter-Arm-Syndrome
- Osteoporose
- Nervenschäden
- gynäkologische und urologische Erkrankungen
- Magen-Darmentzündungen, Kolitis
- Herpes-Virus-Infektionen
- Pilzinfektionen
- Dermatologische Erkrankungen (Psoriasis, Neurodermitis)
- Zahnfleischentzündungen
- Zustand nach Operationen
- allgemeine Regenerations- und Abwehrschwäche
- Abbau körpereigener Giftstoffe und dadurch Entschlackung
- Kosmetik
Die wesentliche physikalische Eigenschaft des Moores ist das Wärmehaltevermögen. Durch die langsame Wärmeübertragung bei der Moortherapie auf den Körper, werden Haut, Muskeln und Gelenke gut durchblutet und tiefer liegende Organe erwärmt. Ein positiver Nebeneffekt ist die lokale Überwärmung, wie sie bei Packungen auftritt, was vorteilhaft für schlecht durchblutete Geweberegionen ist. Neben der thermophysikalischen Wirkung hat das dickbreiige Moor einen biomechanischen Einfluss auf den Körper: Durch den starken Auftrieb werden Bandscheiben und Gelenke entlastet, was schmerzlindernd wirkt. Andererseits kann der hohe hydrostatische Druck beim Moorbad belastend für Herz und Kreislauf sein. Es setzt eine volle Kompensationsfähigkeit des Herzens voraus. Neben Badezusätzen, Cremen zur Gesichts- und Körperpflege, Masken oder Elixieren, werden Moorprodukte wie Kompressen oder Kissen vermehrt auch in der Kältetherapie eingesetzt.