Geschrieben: 27. Januar, 2014 in Aktuelles
 
 

Glutamat gegen Lernstörungen?

Instant Nudeln
Instant Nudeln

Ein sehr schlechter Ruf eilt diesem Stoff voraus. Vor allem als Zusatzstoff in der Lebensmittelindustrie bekannt, wird Glutamat immer wieder vorgeworfen, verantwortlich für solch schwere Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder Multipler Sklerose zu sein. Es gibt aber bis heute keinen Nachweis dafür, dass Glutamat, welches aus der Nahrung aufgenommen wird, dabei eine Rolle spielt. Gerüchte über negative Folgen gibt es viele, doch wussten Sie, dass Glutamat in den fünfziger Jahren als eine Art Medikament gegen Lernstörungen und Hyperaktivität beworben wurde? Verrückt, oder?

Eigene Herstellung von Glutamat im Körper

Ganz so abwegig erscheint diese Idee dann doch nicht, wenn man bedenkt, dass Glutamat im eigenen Körper hergestellt wird. Als einer von vielen Botenstoffen im Gehirn dient Glutamat als Übermittler von Sinneseindrücken, ist an der Bewegungssteuerung beteiligt und sorgt im Bereich des Hippocampus für die Übertragung von Gedächtnisinhalten aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis. Knapp formuliert: Glutamat hilft bei der Speicherung von erlerntem im Gedächtnis.

Wie bereits erwähnt, war in den fünfziger Jahren der Einsatz von Glutamat sehr weit verbreitet. Einige Ärzte verschrieben zum Zwecke der Intelligenzsteigerung Löffel nach Löffel voll Glutamat. Leider ist es nicht so einfach, wie es sich damals vorgestellt wurde. Es gibt eine Vielzahl von Dingen, die gegen den Einsatz von Glutamat zum Zwecke der Therapie von Lernstörungen oder dem Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sprechen.

Glutamat stoppt an der Blut-Hirn-Schranke

Nach derzeitigem Kenntnisstand verhindert die Blut-Hirn-Schranke bei gesunden Menschen den Übergang von Glutamat aus dem restlichen Körper in das Gehirn. Die DFG-Senatskommission zur Beurteilung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Lebensmitteln schreibt, dass zwar der Stoff aus dem Darm in den Körper aufgenommen wird, aber dabei wird dieser chemisch verändert. Daher macht sich Glutamat, dass aus der Nahrung aufgenommen wird, kaum bemerkbar.

Trotzdem hoffen manche Forscher, den Botenstoff doch noch eines Tages für medizinische Zwecke nutzbar machen zu können.

Fortlaufende Tests mit Glutamat

Vor allem das Glutamat, welches im Gehirn produziert wird, sorgt für Wirkungen und kann laut einer im Dezember 2013 veröffentlichen Studie darüber möglicherweise manipuliert werden. Sogenannte Flavonoide aus der Nahrung können laut der Studie dafür sorgen, dass mehr Informationen mit Hilfe von Glutamat im Gehirn übertragen werden. Die Tests fanden jedoch nur an Ratten statt. Ob es eine Lernsteigerung beim Menschen durch Flavonoide, die unter anderem in Obst und Gemüse vorkommen, gibt, ist und bleibt deshalb fraglich.

Ganz am Anfang steht die Forschung auch bei der Frage, inwieweit das Glutamat eine Beeinflussung des ADHS-Risikos darstellt. Bei einer Untersuchung im Jahr 2011 am Center Childrens Hospital of Philadelphia verglichen Wissenschaftler um Hakon Hakonarson das Genom von knapp 1000 Kindern, die unter ADHS litten und das von 4000 gesunden Kindern. Bei Durchschnittlich zehn von 100 ADHS – Betroffenen wurden genetische Abweichungen gefunden, welche die Aufnahme von Glutamat im Gehirn verändern.