Geschrieben: 08. September, 2023 in Aktuelles | Krankheiten von A-Z | Psyche & Nerven
 
 

Demenz: nicht nur eine Gefahr für Ältere


Etwas vergessen oder ein bisschen „tüdelig“ sein, das kennen viele ältere Menschen. Aber das ist ja prinzipiell nichts Schlimmes und geht nun mal mit dem Alter einher. Verlust der Orientierungsfähigkeit, Veränderung des Verhaltens einer Person und nicht nur im kleinen Umfang oder steigende Vergesslichkeit. Dies alles kann oft in einer schlimmen Diagnose enden: Demenz.

In Deutschland sind mehr als 50 Formen dieser Erkrankung bekannt, die Gesamtzahl der daran erkrankten Menschen liegt bei rund 1,4 Millionen, so das Bundesfamilienministerium. Leider geht der Trend nach oben.

Die Alzheimer-Erkrankung trifft meistens Menschen ab 65 Jahren. Doch auch jüngere Personen können ebenfalls an dieser Form der Demenz erkranken.

 

Völlig aus dem Leben

Unter 65-Jährige stehen meistens noch voll im Berufsleben, haben Termine und gelten bei Weitem noch nicht als „alt“ oder gar als „Senior“ in der Gesellschaft. Der Bekanntenkreis denkt nicht als Erstes an eine Krankheit, wenn sich das Verhalten einer solchen Person auffällig verändert.

„Diese Menschen fallen völlig aus dem Alltag“, umschreibt es Prof. Richard Dodel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Siegen. Doch dieses Symptom ist charakteristisch für die frontotemporale Demenz, kurz FTD. Wie bei allen Formen der Demenz sterben dabei Gehirnzellen, in diesem Fall im Stirnhirn (Frontalhirn) und im Schläfenlappen (Temporalhirn). „Fünf bis zehn Prozent aller Demenzkranken leiden an einer Form der FTD“, erläutert DGN-Experte Richard Dodel, Neurologie-Professor an der Philipps-Universität Marburg.

Bemerkbare bis stark bemerkbare Veränderungen

„Bei der frontotemporalen Demenz können Persönlichkeitsveränderungen, Verhaltens- und Sprachstörungen auftreten“, sagt Prof. Dodel. Das zeigt sich sehr unterschiedlich: Betroffene werden fahrig, apathisch, aggressiv, enthemmt. Die Betroffenen registrieren die Veränderung in der Regel nicht selbst, aber alle Umstehenden müssen diese teilweise extremen Belastungen hinnehmen. Die Veränderung kann so wirken, als hätte man einen komplett anderen Menschen vor sich.

Bei der Alzheimer-Krankheit, an der zwei Drittel der Demenz-Betroffenen leiden, lassen die kognitiven Fähigkeiten nach. Zu den typischen Erinnerungslücken kommen Orientierungslosigkeit und Konzentrationsschwächen. Es wird angenommen, dass die Krankheit bis zu 20 Jahre vor ihrem Auftreten die ersten Symptome angelegt hat.

Das Auftreten von Alzheimer bei jüngeren Menschen ist meistens eine erbliche Veranlagung. Daher werden Patienten mit Demenzverdacht vom Hausarzt zum Neurologen, Psychologen oder in eine sogenannte „Memory Clinic“ geschickt. Hier wird gezielt auf Demenz hin untersucht.

Alzheimer und Demenz  sind leider unheilbar

Alzheimer, FTD und die meisten anderen Arten der fortschreitenden Demenz sind jedoch nicht heilbar – auch wenn die Forschung immer neue Erkenntnisse gewinnt. Geistige und körperliche Anregung sollte es für den Patienten immer geben, auch in einem Heim. Bei aktiveren Jüngeren sind entsprechende Angebote schwerer zu finden. Solche Angebote sind wichtig, denn die Demenz wird immer schwerer. Sie selbst ist nicht tödlich. Aber sie begünstigt Sekundärerkrankungen, an denen auch Frühbetroffene schon innerhalb von drei Jahren sterben können.