Knieprobleme und deren Behandlung
Das Knie schmerzt. Genau genommen der Meniskus, zwei halbmondförmige Knorpelscheiben im Kniegelenk. Gerade ältere Menschen haben verstärkt Beschwerden in diesem Bereich. Eine Gelenkspiegelung ist hier die bisher gängige Praxis, während der Spiegelung wird schadhaftes Gewebe aus dem Meniskus entfernt.
Zweifelhafter Nutzen einer Gelenkspiegelung?
Seit einiger Zeit häufen sich jedoch die Aussagen von Ärzten, dass diese Operation am schmerzenden Kniegelenk – wenn überhaupt – nur einen begrenzten Nutzen hat. Oftmals bessern sich die Beschwerden auch ohne jeglichen Eingriff. Finnische Ärzte haben nun belegen können, dass sogar eine Scheinoperation oftmals das gleiche Ergebnis bringt, wie ein echter Eingriff.
146 Patienten zwischen 35 und 65 Jahren nahmen an dieser Untersuchung teil. Bei keinem lag eine krankhafte Veränderung des Kniegelenks vor, jedoch Beschwerden, die Aufgrund ihres Erscheinungsbildes auf keinen verletzungsbedingten Riss des inneren Meniskus hindeuteten. Damit kam mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nur noch Verschleiß in Frage.
Aufschlussreiche Ergebnisse bei Knieproblemen und deren Behandlung
Alle Patienten erhielten eine Gelenkspiegelung – jedoch nur jeder zweite wurde auch wirklich damit behandelt! Die andere Hälfte wurde – ohne dass sie es wusste – nur einer simulierten Meniskusbehandlung unterzogen. Alle Patienten gingen daher davon aus, dass sie operiert worden waren. Persönliche Einflüsse auf das Ergebnis der Behandlung bei beiden Gruppen waren mit dieser Vorgehensweise angeglichen worden.
Im darauffolgenden Jahr wurden beide Gruppen immer wieder verglichen, zum Beispiel in Bezug auf Knieschmerzen nach sportlichen Aktivitäten. Das interessante: Es zeigte sich kein wirklich bedeutsamer Unterschied!
Raine Sihvonen vom Hatanpää City Hospital und seine Kollegen gaben im Fachblatt des New England Journal of Medicine an:” “Diese Ergebnisse widersprechen der gegenwärtigen Praxis, Teile des Meniskus bei verschleißbedingten Meniskusrissen zu entfernen.”
Wer jetzt meint, das war ein einmaliges Ergebnis, der liegt leider falsch. Schon im Jahre 2002 hatten Mediziner in Texas (USA) bei einer Patientengruppe, die unter Kniegelenksarthrosen (Kniegelenkverschleiß) litt, ein ähnliches Verfahren angewandt: Die Gelenkflächen wurden entweder geglättet, einfach gespült, oder – wie in Finnland – die Operation nur simuliert. Wie auch bei der aktuellen Studie zeigte sich bei Nachuntersuchungen kein signifikanter Unterschied.
Operation oder besser ein Trainingsprogramm bei Knieproblemen?
Im New England Journal erschien vor kurzem eine Untersuchung vom Orthopäden Jeffrey Katz. Sein Team und er untersuchten an der Harvard Medical School die Behandlung von Personen über 45 Jahren, die Beschwerden aufgrund eines Meniskusrisses hatten und erste Anzeichen von Verschleiß im Kniegelenk. Eine Hälfte der Patienten sollte ein Trainingsprogramm absolvieren, die andere Hälfte wurde operiert. Wieder ein Jahr später stellte sich heraus, dass die Unterschiede zwischen Operation und Training kaum ins Gewicht fielen. “Die Ergebnisse legen nahe, dass es zwei Behandlungswege für Patienten mit Kniearthrose und Meniskusriss gibt”, fasste Katz zusammen.