Piercings – Schön fürs Auge, schlecht für den Zahn?
Körperschmuck hat eine lange Tradition. Die heutzutage mit Abstand am weitesten verbreitete Art ist das Tattoo. An zweiter Stelle rangieren Piercings. Während Tattoos für die Zahngesundheit nahezu keine Rolle spielen, können Piercings sehr wohl die Gesundheit der Zähne beeinträchtigen.
Zugenpiercing schlecht für die Zähne, Fotoquelle: 123RF
Zuerst steckten sich die Menschen wohl Knochen durch verschiedene Körperteile, besonders Nase und Ohren. Darauf folgten Tonscheiben, die sogenannten Lippenteller, wie sie auch heute noch von verschiedenen Stämmen in Afrika und Südamerika getragen werden. Das moderne Piercing, wie es einem heute nahezu überall auf der Straße begegnet, besteht aus Titan oder medizinischem Edelstahl, oder aber aus Edelmetallen wie Gold oder Platin. Träger bzw. eher Trägerinnen, denn Frauen lassen sich häufiger piercen als Männer, sind meist unter 25 Jahre alt. In ein paar Jahren dürfte diese Kategorisierung aber naturgemäß veraltet sein. Denn ähnlich wie beim Tattoo bleiben Piercings meist ein Leben lang erhalten. Die gepiercten Körperstellen reichen von den Ohren, der Nase, den Augenbrauen, der Lippe über die Zunge und die Brustwarzen bis hin zum Handrücken oder dem Intimbereich. Theoretisch kann man sich überall piercen lassen, wo die Haut durchstochen werden kann. Problematisch sind – solange keine Infektionen auftreten – nur die Piercings im Mundraum.
Zahnfleischbeschwerden durch Piercings im Mundbereich
Sehr häufig werden die Lippen, die Kinnfurche, das sogenannte Labret, oder die Zungenmitte gepierct. Bis das Gewebe wieder vollständig intakt ist, kann es schon mal mehrere Monate dauern, während derer man die Wunde pflegen muss. Das Problem bei diesen Piercings ist jedoch vielmehr ihre Auswirkung auf das Zahnfleisch. Neuseeländische Forscher haben nämlich in einer bereits 2005 durchgeführten Studie herausgefunden, dass bei vier von fünf Trägern eines Lippenpiercings im Bereich des Piercings Probleme mit dem Zahnfleisch bzw. der Mundschleimhaut auftraten. Bei Zungenpiercings lag die Quote immerhin bei einer von drei Personen.
Auch die Zähne können Schaden nehmen
Außerdem konnten die Forscher nachweisen, dass Piercings, die mit den Zähnen in Kontakt kommen, Schäden an Kronen und Brücken verursachen können, oder Zahnschmelz absplittern kann. Eventuell kann ein Piercing auch zu einer Verschiebung der Zähne führen, z.B. bei einem Labret-Piercing im Bereich der unteren Schneidezähne. Solche Schäden hängen auch von der Größe des Piercings und dem Raum ab, in dem es sich bewegen kann. Ein Anker, der im Loch herumrutschen kann, verursacht tendenziell einen größeren Schaden als ein eng anliegender Ring.
Daran erkennen Sie ein gutes Piercing-Studio
Die größte Gefahr beim Piercen sind jedoch nicht solche möglichen Folgeschäden, sondern eine schlechte und unhygienische Arbeit seitens des Piercers. Arbeitet der Piercer bzw. die Piercerin gut und professionell ist das schon einmal die halbe Miete. Um die Qualität eines Studios einzuordnen, sollte man auf verschiedene Dinge achten: Erstens sollte der Piercer Sie über alle möglichen Risiken und Spätfolgen des Eingriffs informieren und dabei auf mögliche Fragen Ihrerseits eingehen. Zweitens sollte das Studio einen gepflegten und sauberen Eindruck machen – die größte und schwerwiegendste Gefahr bei einem Piercing, egal durch welches Körperteil, ist immer eine Infektion! Daher sollten auch alle verwendeten Materialien steril verpackt sein und der Piercer frische Einweghandschuhe tragen! Drittens sollte der Piercer Sie nach möglichen Krankheiten und Allergien fragen, um sich selbst schützen und die richtige Materialauswahl treffen zu können. Wenn Sie am Ende noch eine verständliche, aber detaillierte Einverständniserklärung vorgelegt bekommen, in denen alle Risiken etc. noch einmal schriftlich erläutert werden, sind die Grundvoraussetzungen schon einmal erfüllt. Dann heißt es nur noch: Zähne zusammenbeißen!