Geschrieben: 20. Februar, 2007 in Immunsystem | Infektionskrankheiten
 
 

Wenn das Abwehrsystem aus dem Takt ist


Infektionen bei Kindern

Bis zu zwölf banale Infektionen macht ein Kind jedes Jahr durch. Das ist normal. Das Immunsystem bewahrt uns meistens vor den Folgen schwerer Infektionskrankheiten. Dabei gelingt es einem Gesunden relativ rasch, eingedrungene Erreger in Schach zu halten und schlussendlich auch loszuwerden.


Quelle: MEV, Nicht alle Kinder werden so unbeschwert groß.

Alle Abwehrzellen gehören zu den weißen Blutkörperchen. Die erste Abwehrfront sind „Fresszellen“, die Granulozyten und Makrophagen. Sie bekämpfen etwa Bakterien oder Pilze. Bald nehmen auch die hochspezifisch arbeitenden Lymphozyten ihre Arbeit auf. Bestimmte Lymphozyten richten sich gezielt gegen virusinfizierte Körperzellen, andere wiederum produzieren Millionen von Abwehrmolekülen, die Antikörper.

Ist das Abwehrsystem auch nur in einem seiner Bereiche gestört, kommt es wiederholt zu schweren Infektionen. Schätzungsweise 100.000 Menschen in Deutschland leiden an einer Störung der Immunabwehr. Manche Immundefekte sind so schwer, dass sie nicht mit einem „normalen“ Leben vereinbar sind. Diese Kinder bleiben  zunächst unter keimfreien Bedingungen, bis sie gesundes Knochenmark transplantiert und so die Chance auf ein Leben in Gesundheit bekommen. Andere Kinder sind nicht so schwer erkrankt, bei ihnen können Medikamente wie Immunglobulinpräparate ausreichend sein; der Begriff Immunglobulin steht dabei synomym für Antikörper. In manchen Familien treten Immunstörungen gehäuft auf, deshalb sollte der Kinderarzt auch immer darüber informiert werden. So kann rechtzeitig eine gezielte Diagnostik eingeleitet und über wirksame Therapien entschieden werden.

Bei einigen Immundefekten werden nicht genügend Antikörper gebildet. Diese kleinen Eiweißmoleküle fangen normalerweise ganz gezielt Krankheitserreger wie Viren, Bakterien oder auch Pilze ab. Fehlen sie oder sind sie nicht in ausreichender Menge vorhanden, leiden die Patienten zum Beispiel mehr als zwei Mal im Jahr an einer Lungenentzündung oder einer anderen schweren Atemwegsinfektion. Auch wenn Mittelohrentzündungen mehr als acht Mal pro Jahr auftreten, ist dies ein Alarmzeichen, bei dem Eltern und Kinderärzte hellhörig werden sollten. Verdächtig ist auch, wenn das Kind nicht an Gewicht zunimmt, obwohl es ausreichend isst, oder wenn schwere Infektionskrankheiten wie eine Hirnhautentzündung auftreten. Typischerweise leiden die Patienten häufig unter hartnäckigen Pilzinfektionen und Erkrankungen, die durch normalerweise harmlose Keime hervorgerufen sind. Ein weiteres Alarmsignal ist, wenn eine bakterielle Infektion trotz Antibiotikatherapie über lange Zeit nicht ausheilt.

Bei einer Reihe von Patienten können Immunglobulinpräparate den Mangel ausgleichen. Bei der Behandlung bekommt der Patient also ein Medikament, das in hoher Konzentration Antikörper enthält. Es handelt sich ausschließlich um menschliche Immunglobuline, die gut vertragen werden. Das lebensrettende Präparat muss in regelmäßigen Abständen entweder in die Vene oder unter die Haut gespritzt werden. Das Verabreichen unter die Haut erlernen die Patienten rasch und können sich dann selbst behandeln. Auf diese Weise halten Patienten ihre Abwehrkräfte stabil und bekommen auch ein hohes Maß an Lebensqualität zurück.