Wieviel Arzneimittel kosten müssen
Kaum eine andere zivilisatorische Errungenschaft wird täglich so oft genutzt wie das Arzneimittel. Der medizinische Fortschritt ermöglicht uns mittels einer Fülle an Stoffen Krankheiten oder Beschwerden vorzubeugen, sie zu lindern oder zu heilen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich deren Herstellung, Anwendung sowie individuelle und solidarische Finanzierung stetig verändert. Letztere belastet allerdings das Gesundheitssystem und ist immer wieder Gegenstand von Kritik, denn Deutschland hat international mit die höchsten Preise.
Steigender Kostenfaktor, Fotoquelle: 123RF
Seit Jahrtausenden schon nutzen Menschen Arzneimittel. Zunächst aus Pflanzen gewonnen, begann aufgrund naturwissenschaftlicher Erkenntnisse in den letzten 150 Jahren eine rasante Entwicklung: Inhaltsstoffe aus Arzneipflanzen konnten isoliert und synthetisch hergestellt werden. Wurden die modernen Mittel noch einzeln hergestellt, so bestimmt heute die industrielle Produktion das Bild. Vor allem Impfstoffe und Antibiotika trugen dazu bei, Infektionskrankheiten vorzubeugen und zu behandeln sowie die Sterblichkeit aufgrund selbiger deutlich zu senken.
Allerdings entwickeln sich Arzneimittel neben all den positiven Wirkungen zunehmend zu einem großen Kostenfaktor für das Gesundheitssystem. Etwa 30 Milliarden Euro geben die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland pro Jahr für Arzneimittel aus, die Preise sind dabei so hoch wie in kaum einem anderen EU-Land – Tendenz steigend. Einige Medikamente haben sich um bis zu 160 Prozent verteuert. Besonders Magen-Darm-Präparate, Schmerz- und Erkältungsmittel kosten heute wesentlich mehr als noch vor 10 Jahren. Entsprechend der Höhe der Ausgaben wird das Einsparpotential für das Versorgungssystem bewertet. Laut einer im letzten Herbst veröffentlichten Studie der AOK könnten die gesetzlichen Krankenkassen Milliarden einsparen.
Einsparungen durch Parallel- und Reimporte
Dabei spielen neben dem Einsatz von Nachahmerpräparaten (Generika) Arzneimittelimporte eine entscheidende Rolle. In der Regel wird zwischen zwei Arten unterschieden: den Parallel- und den Reimporten. Bei den Parallelimporten handelt es sich um Arzneimittel, die bereits in einem anderen EU-Land zugelassen sind, dort zu einem vergleichsweise günstigeren Preis eingekauft und schließlich nach Deutschland importiert werden. Hier sind sie dann zu einem entsprechend niedrigeren Preis erhältlich. Eine weitere Einsparmöglichkeit besteht im Reimport von Medikamenten. Diese werden in Deutschland für das Ausland produziert und von dort wieder nach Deutschland importiert. Weil sie im Ausland billiger sind, können sie hier ebenso zu einem niedrigeren Preis angeboten werden.
Was man als Verbraucher tuen kann
Um Kosten zu sparen raten Verbraucherzentralen, beim Arzt oder in der Apotheke direkt nach Reimporten zu fragen. Diese seien um bis zu 70 Prozent günstiger als das identische, für den deutschen Markt hergestellte Produkt.