Zähneknirschen – Wenn die Zähne nachts weiterarbeiten
Man selbst merkt es nicht sofort: Nachts reibt man die Zähne aufeinander und haut sie aufeinander, presst sie zusammen und mahlt mit ihnen, als hätte man eine Handvoll Stroh im Mund. Schließlich wundert man sich dann eines Tages, warum man eigentlich so abgeflachte Zähne hat. Gehört man vielleicht zu diesen ‚Knirschern‘? Neben den ‚Schnarchern‘ der vielleicht zweitmeist gehassten Gruppe von Schläfern?
Bissschiene bei Zähneknirschen, Fotoquelle 123 RF
Die Gründe für den sogenannten Bruxismus, wie das Zähneknirschen in der Fachsprache heißt, sind vielfältig. Immer geschieht es jedoch unbewusst, weshalb man es auch nur schwer abstellen kann. Manchmal sind schlecht sitzende Zahnimplantate der Grund, oder eine Fehlstellung des Kiefers. Außerdem kann auch psychischer Stress für eine solch dauerhafte Anspannung sorgen, dass diese im Schlaf sich Bahn bricht. „Diejenigen, die tagsüber den Mund halten müssen und alles hinunterschlucken, sind besonders prädestiniert, nachts mit den Zähnen zu knirschen“, erklärt Dr. Sebastian Ziller, Abteilungsleiter für Prävention und Gesundheitsförderung der Bundeszahnärztekammer.
Ein Zahnarzt erkennt schnell, ob die Kaumuskulatur übermäßig beansprucht wird, oder ob das Höckerrelief abgeflacht und abgeschliffen ist. Auch die Kiefergelenke leiden auf Dauer unter der besonderen Belastung. Will man selbst Gewissheit erlangen und hat keine Zeugen für das nächtliche Geschehen, sollte man zunächst nach dem Aufwachen die Kiefermuskulatur abtasten. Ist diese verhärtet, deutet das auf nächtliche Aktivität hin. Auch ein schmerzendes oder knackendes Kiefergelenk ist ein entsprechendes Indiz.
Ein Arzt wird in den meisten Fällen eine Bissschiene verschreiben. Diese Kunststoffschiene wird individuell angepasst und soll verhindern, dass sich der harte Zahnschmelz an sich selbst abnutzt. „Normalerweise sollten die Zähne nur beim Essen und Schlucken miteinander Kontakt haben“, sagt Dr. Ziller. Die Zähne werden auf Abstand gehalten und durch den Fremdkörper wird auch die Muskulatur entlastet. Eine solche Schiene muss unter Umständen mehrere Male erneuert werden, abhängig von dem Schweregrad des Knirschens. Manchmal hält sie jedoch auch Jahre.
Massagen und leichte Mundgymnastik helfen
Auch Massagen und leichte Mundgymnastik helfen, verspannten Muskeln und geschundenen Gelenken eine Auszeit zu verschaffen. Doch gerade bei psychischen Ursachen für eine ständige Anspannung sollte man sich überlegen, ob man nicht einen Psychotherapeuten aufsuchen sollte. Dieser kann nicht nur verschüttete Probleme ans Tageslicht bringen, sondern auch bestimmte Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training empfehlen. Denn sobald die eigentlichen Ursachen erkannt und behandelt wurden, ist auch Schluss mit dem Knirschen.
Zähneknirschen ist weit verbreitet
Knirschen ist weiter verbreitet als gemeinhin angenommen. Von allen Erwachsenen knirscht mindestens ein Drittel im Laufe des Lebens wenigstens einmal zeitweise mit den Zähnen. Bei zehn bis fünfzehn Prozent nimmt es solche Ausmaße an, dass der Kauapparat schließlich in Mitleidenschaft gezogen wird. Vor allem Frauen sind betroffen. Gerade im Alter zwischen 30 und 45 Jahren kann die seelische Anspannung bei Ihnen dazu führen, dass sie die Zähne aufeinander pressen und aneinander reiben. Von allen Knirschern sind ganze 80% Frauen.