Geschrieben: 22. April, 2014 in Aktuelles | Krankheiten von A-Z
 
 

ADHS: Verbrauch von Medikamenten erstmals nicht weiter gestiegen


In den letzten 20 Jahren ist die Anzahl der ADHS-Diagnosen und damit auch die Menge der verschriebenen Medikamente stetig gestiegen. Während einige Fachleute auf die verbesserten Diagnosemöglichkeiten verweisen, sehen andere dafür vor allem Fehldiagnosen und leichtfertig verschriebene Medikamente als Ursache. 2013 ist der Verbrauch des Ritalin-Wirkstoffs Methylphenidat erstmals nicht weiter gestiegen – ein Trend?

Ritalin und Co., Fotoquelle: 123RF

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist gekennzeichnet durch die drei Leitsymptome Aufmerksamkeitsstörungen (z.B. Ablenkbarkeit oder vorzeitiges Abbrechen von Aufgaben), Impulsivität (spontanes Handeln ohne Konsequenzen zu bedenken) und Hyperaktivität (körperliche Unruhe, “Zappelphilipp”). Sie ist eine der häufigsten psychischen Störungen des Kinder- und Jugendalters. Man geht davon aus, dass etwa 4% der Schulkinder darunter leiden. Bei rund jedem Dritten Betroffenen können die Symptome im Erwachsenenalter fortbestehen; dann allerdings in abgeschwächter, veränderter Form.

Vielschichtig: Ursachen und Behandlung

Bei der Entstehung der Erkrankung spielen vor allem genetische Faktoren eine entscheidende Rolle. Soziale Faktoren wie das Verhalten von Eltern oder Lehrern können aber Dauer und Verlauf negativ beeinflussen. Erhärtet sich nach sorgfältiger Abklärung eine Diagnose, wird bei stark ausgeprägten Symptomen meist auf eine pharmakologische Behandlung mit Methylphenidat gesetzt. Methylphenidat, der Wirkstoff von Ritalin, sorgt dafür, dass im Gehirn der Botenstoff Dopamin freigesetzt wird. Dies führt zu einer Reduktion der Symptome. Nebenwirkungsfrei ist das Medikament allerdings nicht: es kann zu Einschlafstörungen, Übelkeit oder Schwindelgefühlen kommen.

Bei Schwierigkeiten in der Schule bietet sich an, dass das Kind beispielsweise eine Aufgabe schrittweise zu lösen lernt, sich dabei verbal anleitet und damit das eigene Handeln besser organsiert. Dazu gibt es derzeit einige interessante Forschungsprojekte. Kinder mit ADHS neigen im Unterricht dazu, Aufgabenstellungen schnell zu überfliegen und Inhalte nicht genau zu erfassen. Bei der Bearbeitung von Aufgaben gehen sie also eher unorganisiert vor. 

Verbrauch steigt erstmals nicht an

Laut Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist der Verbrauch von Methylphenidat nun erstmals nicht weiter gestiegen. “Von einer echten Abwärtstendenz können wir derzeit sicherlich noch nicht sprechen”, schränkt BfArM-Präsident Schwerdtfeger allerdings ein. Wurden 1993 noch 34 Kilogramm des ADHS-Medikaments eingenommen, so waren es im Jahr 2013 bereits knapp 2 Tonnen –  und weniger als im Jahr zuvor. Der Stopp des Anstiegs könnte auch darauf hindeuten, dass Ärzte und Psychiater kritischer mit Ritalin umgehen. Dies vor dem Hintergrund, dass nicht-medizinischen, psychologischen Behandlungen nunmehr mehr Beachtung geschenkt wird. So liegt mit dem sogenannten EEG-Feedback heute ein vielsprechender Ansatz vor, der zu nachweisbar positiven Effekten führt – ganz ohne Nebenwirkungen.