Geschrieben: 16. Oktober, 2013 in Aktuelles | Ernährung
 
 

Der Burger für den keine Tiere sterben mussten


Es ist kaum vorstellbar, doch Forschern ist es gelungen aus einer Petrischale einen Burger zu „züchten“, welcher völlig frei von tierischem Fleisch ist. Ob es sich hierbei um einen Durchbruch oder lediglich um eine „ganz nette Idee“ handelt, wird die Zukunft zeigen.

Fotoquelle: 123RF


Verschiedene Ernährungswissenschaftler durften sich den Burger aus der Petrischale nicht nur genauer ansehen, sondern auch davon probieren und ihn somit den Geschmack testen. Eine Wienerin Ernährungswissenschaftlerin namens Hanni Rützler durfte dabei den Anfang machen und stach mutig mit der Gabel in den Burger hinein und lies das Stück anschließend in ihrem Mund verschwinden. Dieses Szenario spielte vor gut 60 Gästen im vollgepferchten Riverside Studio des West-Londoner Stadtteils Hammersmith ab. Eine Stille ging durch die Menge, denn schließlich wollten alle Anwesenden nur eine Frage beantwortet haben „Wie schmeckt das gezüchtete Fleisch?“ Rützler schweigt munter weiter und schiebt den Teller weiter zur zweiten Testperson, dem Amerikaner Josh Schonwald. Auch dieser lässt sich viel Zeit beim kaufen und kosten und urteilt anschließend mit den Worten: „Die Konsistenz fühlt sich wie Fleisch an“, Rützler pflichtet bei: „Da ist kein Fett drin.“ Zudem ist die Österreicherin der Meinung, dass die Würze fehlen würde. Es schmecke dem Fleisch ähnlich, aber sei nicht so saftig.

Was sagt der Kunstfleischerzeuger dazu?

Der Professor Mark Post der Universität Maastricht fühlt sich von dieser Bewertung dennoch erheitert. Als Schöpfer des Kunstfleisches ist er der Meinung, dass es sich allemal um einen gelungen Start handle, auch wenn der Geschmack noch nicht perfektioniert sei. Er blicke sogar positiv in die Zukunft und wagt eine Prognose, dass es in ein paar Jahren Realität sein könnte, dass das Fleischangebot im Supermarkt aus künstlichen und echten Erzeugnissen dann bestünde. Seiner Meinung nach habe das Laborfleisch sogar überzeugende Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Fleisch. Mehr als 5 Jahre seiner Arbeit als Spezialist für Gefäßkrankheiten hat Post damit verbracht an diesem Projekt zu forschen und letztendlich erste Ergebnisse zu erzielen. Schon der britische Kriegspremier Churchill träumte im Jahre 1931 von solch einem Projekt. Nicht zuletzt, weil die massenhafte Fleischproduktion immer größere Ausmaße annimmt und damit weltweite Umweltschäden angerichtet werden. Hinzu kommen die teils unwürdigen Lebensbedingungen der Schlachttiere und der hohe Emissionsausstoß. Bei der Lösung dieser Probleme suchte man eine Antwort in der Stammzellenforschung und hat diese nun auch augenscheinlich erhalten.

Wie wird das Laborfleisch zu Fleisch?

Ein BBC Reporter durfte sich exklusiv im Labor umsehen und erfuhr Details über die „Produktion“ des Kunstfleisches. Zunächst wurden hierfür Stammzellen aus der Schultermuskulatur belgischer und französischer Rinder entnommen. Diese gab man in eine rosafarbene Nährlösung angereichert mit Zellen von Rinderföten. Bei 37 Grad Celsius teilten sich die Stammzellen einmal am Tag. So könnten in nur einem Monat aus einer einzigen Zelle 10.000 Kilo Fleisch entstehen. Das klingt in der Theorie natürlich perfekt, jedoch gab es in der Praxis einige Probleme. So siedelten sich die Zellen zunächst falsch an, was wiederum eine Planänderung von Nöten machte, weshalb aus dem Fleisch schlussendlich ein Burgerfleisch wurde. Post ist sich übrigens über die Unbedenklichkeit seines Erzeugnisses sicher und würde es auch seinen Kindern zum Essen anbieten.

Was sagen die Kritiker?

Eines ist klar: gesundheitliche Bedenken äußern die Kritiker an dem 250.000 Euro teurem Experiment nicht.  Jedoch sind sie der Meinung, dass man bereits produziertes Fleisch besser verteilen könnte und nicht neues „Fleisch“ auf den Markt werfen muss. Millionen Tonnen Lebensmittel wandern jährlich einfach in die Mülltonne, währenddessen in anderen Teilen der Welt Menschen verhungern müssen. Post verkennt diese Ansicht auch nicht, ist aber der Meinung, dass man dem wachsenden Bedarf auf Lange sich einfach gerecht werden müsse. Bis zum heuten Tage bleibt es jedoch fraglich, wie sich das für die Zukunft umsetzen lässt. Hier stehen Themen im Raum, wie man zum Beispiel das Fleisch bezahlbar machen kann, denn 250.000 Euro sind nicht gerade wenig Aufwand. Zudem müsste das Kunstfleisch natürlich geschmacklich noch perfektioniert werden.

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