Geflügelpest – Die drängendsten Fragen & wichtigsten Antworten
In Deutschland breitet sich das H5N8-Virus, die sogenannte „Geflügelpest“, immer weiter aus. Nachdem das Virus zunächst auf einem Geflügelhof in Schleswig-Holstein nachgewiesen werden konnte, sind nun mehrere Bundesländer betroffen. Täglich werden neue Tiere gefunden, die möglicherweise an der Seuche verendet sind und nun im Labor untersucht werden müssen. Knapp 300 Fälle wurden bisher registriert.
Vogelgrippe (H5N8 Virus), Fotoquelle: 123RF
Gleichzeitig wächst die Verunsicherung bei Landwirten, die Nutztiere züchten oder halten. Und auch in der normalen Bevölkerung nehmen die Bedenken zu. Wie gefährlich ist das Virus für uns Menschen und für unsere Haustiere? Und wie können wir uns schützen?
Woher kommt das Virus?
Erstmals wurde H5N8 Anfang des Jahres 2014 in Südkorea nachgewiesen. Dort erkrankten sowohl Wildvögel als auch Nutztiere. Millionen von Vögeln wurden vorsichtshalber getötet, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Trotzdem konnte sich das Virus auch nach Japan und China ausbreiten. Tatsächlich konnte die Epidemie nicht vollständig eingedämmt werden. Vermutlich durch Zugvögel gelangte das Virus über die Mongolei und Russland schließlich auch nach Mitteleuropa. Als mögliche Wege der Ausbreitung stehen jedoch auch kontaminierte Waren, Lebensmittel oder Gerätschaften im Raum. Derzeit werden alle Möglichkeiten gleichberechtigt durch das bundeseigene Friedrich-Löffler-Institut (FLI) untersucht.
Wo wurde das Virus bereits nachgewiesen?
Bereits im Sommer dieses Jahres wurde das Virus in Zentralrussland, Sibirien und der Mongolei nachgewiesen. Nach ersten Fällen in Nord- und Süddeutschland hat sich das Virus mittlerweile auch in weiteren Bundesländern ausgebreitet. Betroffen sind laut dem FLI bisher Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westphalen, Niedersachsen, Sachsen, Hamburg und Berlin. Aufgrund von H5N8-Fällen in den Niederlanden, Polen, Ungarn, der Schweiz, Österreich und Kroatien ist laut Einschätzung des FLI eine flächendeckende Verbreitung des Virus in Deutschland jedoch sehr wahrscheinlich.
Ist H5N8 für den Menschen gefährlich?
Grundsätzlich ähnelt das derzeitige Szenario dem Geschehen von vor zehn Jahren, als sich das für den Menschen gefährliche H5N1-Virus weltweit ausbreitete. Allerdings gibt es einen bedeutenden Unterschied: Bisher ist keine Übertragung von H5N8 auf den Menschen bekannt. Theoretisch könne es zwar zu einer solchen Übertragung kommen, denn Viren verändern sich ständig und können sich durch Mutationen an einen neuen Wirtsorganismus anpassen. Doch das ist bisher nicht geschehen. Auch eine Übertragung durch Lebensmittel aus infizierten Tierprodukten ist theoretisch denkbar, jedoch eher unwahrscheinlich. Dennoch mahnt Prof. Thomas Mettenleiter, Präsident des FLI, dazu, die Situation nicht auf die leichte Schulter zu nehmen: „Wir müssen davon ausgehen, dass jeder hochpathogene Erreger auch eine Gefährdung für den Menschen darstellen kann.“
Ist H5N8 für unsere Haustiere gefährlich?
Bisher ist das H5N8-Virus nicht bei Säugetieren aufgetreten. Das bedeutet, dass eine Übertragung auf Hund, Meerschweinchen & Katze zwar denkbar wäre, sie aber unwahrscheinlich ist. Am ehesten könnten sich noch Tiere anstecken, die die Kadaver infizierter Vögel fressen. Allerdings könnte der Erreger auch einfach weiter verschleppt werden, so dass sich andere Vögel anstecken könnten. Vorsichtshalber sollten Hunde in betroffenen Gebieten angeleint und der Freigang bei Katzen nach Möglichkeit eingeschränkt werden. Ob der Erreger prinzipiell in der Lage ist, auf Säuger überzuspringen, sollen nun Experimente in den Hochsicherheitslabors des FLI zeigen.
Industriell hergestelltes Dosenfutter ist übrigens in jedem Fall unbedenklich, selbst wenn es Geflügel enthält. Denn durch das Herstellungsprozedere werden eventuelle Viren zuverlässig abgetötet. Wird Futter selbst zusammengemischt, sollte es jedoch für einige Minuten über 70°C erhitzt werden – gerade wenn es Geflügel beinhaltet.
Wie soll H5N8 eingedämmt werden?
Seit einigen Tagen herrscht in manchen Bundesländern eine allgemeine Stallpflicht. So sollen Nutztiere von möglicherweise infizierten Wildtieren isoliert werden. Zusätzlich muss jedoch auch ein Kontakt mit dem Virus über Einstreu, Futter, Trinkwasser und über kontaminierte Kleidung oder Gerät, wie z.B. Stiefel oder Fahrzeuge, vermieden werden. Grundsätzlich werden Geflügelbestände, in denen eine Infektion mit H5N8 nachgewiesen wurde, getötet. Zusätzlich wird rund um Orte, an denen H5N8 nachgewiesen wurde, eine Schutz- bzw. Überwachungszone eingerichtet. In diesen Bereichen stehen Geflügelbestände unter besonderer Beobachtung, um schnellstmöglich auf eine mögliche Ausbreitung des Virus reagieren zu können. Eine flächendeckende Schutzimpfung ist laut den Experten des FLI nicht ratsam. So könnten zwar die Symptome bzw. der Tod des Geflügels verhindert werden, dennoch könne es zu einer weiteren Ausbreitung des Virus kommen. „Wir rennen dann in die Gefahr, dass sich unter der Impfdecke die Infektion weiter ausbreitet“, sagt Mettenleiter. Solche Impfungen sind derzeit nur auf Antrag für besonders seltene Rassen und Zootiere möglich.
Worauf sollte man bei der Zubereitung von Geflügelprodukten achten?
Bei der Zubereitung von Geflügelprodukten rät das FLI und das Bundesinstitut für Risikobewertung zur Einhaltung grundsätzlicher Hygieneregeln: Rohe Geflügelprodukte sollten getrennt von anderen Lebensmitteln gelagert werden. Während und nach der Zubereitung sollte man auf saubere Arbeitsflächen achten. Die Arbeitsflächen und Gerätschaften sollten sorgfältig mit Spülmittel gereinigt werden, bevor andere Lebensmittel damit zubereitet werden. Verpackungsmaterialien sollten sofort entsorgt werden – das gilt auch für Auftauwasser. Nach Kontakt mit rohem Geflügelfleisch sollte man sich die Hände mit Seife waschen. Außerdem sollten Geflügelprodukte gründlich durchgegart werden. Bei Eiern sollten Eigelb und Eiweiß hartgekocht sein.