Geschrieben: 11. Mai, 2014 in Aktuelles | Vitamine & Mineralien
 
 

Vitamin D: Zurück auf den Boden der Tatsachen


Wie wenigen anderen seiner Artgenossen wird Vitamin D eine Fülle von guten Eigenschaften nachgesagt: Von der Stärkung der Knochen, dem Schutz vor Krebs und Infektionen, der Senkung der Risiken durch Herzkreislauferkrankungen oder Stoffwechselstörungen. Es scheint, als hätte man es mit einem Wunderheilmittel zu tun. Aus diesem Grund hegte man große Hoffnungen für die Vitamin D-Gabe, beispielsweise zum Trinkwasser. Zwei Analysen aus dem „British Medical Journal“ sorgen nun für Ernüchterung.

Strukturformel Vitamin D, Fotoquelle: 123RF

Aus diesen Analysen geht hervor, dass es trotz hunderter Übersichtsarbeiten und Metaanalysen keine fundierten Belege für den Nutzen einer Vitamin D-Gabe gäbe. Unter gewissen Bedingungen sei es allerdings denkbar, dass Vitamin D Vorteile für die Gesundheit biete. Die Sterblichkeit ist bei Menschen, die Vitamin D3 als Nahrungsmittel einnehmen, im Vergleich geringer als bei Menschen, die darauf verzichten. Auf dieses Ergebnis kam immerhin eine der Studien des “British Medical Journal”.

Ein körpereigenes Vitamin

Vitamin D bildet der Körper unter Einfluss von Sonnenlicht zum überwiegenden Teil selbst, ein kleinerer Teil stammt aus der Nahrung. Anschließend wandeln Leber und Niere es zum aktiven Vitamin D3-Hormon, dem „Calcitriol“ um. International gilt ein Calcitriolspiegel von über 30 Nanogramm pro Milliliter als optimal, Werte zwischen 20 und 29 Nanogramm pro Milliliter werden als ausreichend angesehen. Doch schon bei diesen Richtwerten gehen die Meinungen der Experten teilweise auseinander. Die amerikanische “Endocrine Society” bezeichnet Werte unter 20 bereits als „Deficiency“ (Schwerer Mangel), eine Zuschreibung die international erst bei Werten unter 10 vorgenommen wird.

Auch in der Frage, wie diese Werte bestimmt werden, ist noch keine hundertprozentig klare Linie erkennbar. Die verschiedenen Messverfahren, die es heutzutage zur Bestimmung des Calcitriolspiegels gibt, stimmen zwar vergleichsweise gut überein. Allerdings sind manchen Experten zufolge im mittleren Referenzbereich die Abweichungen noch beträchtlich. Manche Stimmen aus Fachkreisen gehen sogar so weit zu behaupten, dass Vitamin D-Bestimmungen im Allgemeinen noch immer kostenaufwenig, verwirrend und unglaubwürdig seien.

Offizielle Empfehlungen fallen maßvoll aus

Was aus den bisherigen Untersuchungen zur Vitamin D-Gabe nicht hervorgeht ist, ob die Versuchspersonen nicht auch unabhängig von der Einnahme des Vitamins eine gesündere Lebensweise verfolgen als andere. Momentan laufen zwei große Studien zur Wirksamkeit einer Vitamin D-Zufuhr an, geplant an je 20000 Personen in den USA und in Großbritannien. Ergebnisse dieser Studien sind frühestens 2016 zu erwarten. Professor Dr. med. Helmut Schatz, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und seines Zeichens Hormon- und Stoffwechselexperte rät dazu, vor einem vorbeugenden Einsatz von Vitamin D abzuwarten, ob Hinweise zur positiven Wirkung in bestimmten Fällen durch die laufenden Studien bestätigt werden oder nicht.