Geschrieben: 01. März, 2023 in Krankheiten von A-Z | Schmerz
 
 

Migräne – eine der häufigsten Formen des Kopfschmerzes


Doch oft schmerzt nicht nur der Kopf

Unter Migräne leiden mehr Menschen, als man vielleicht denken würde. Circa sieben Prozent aller Männer und fast 25 Prozent aller Frauen leiden unter dieser häufigsten Form des Kopfschmerzes. 

Sehr oft wird diese Krankheit als Ausrede-variante beschmunzelt und nicht ernst genommen. Dabei ist diese neurologische Krankheit eine große Belastung für alle Betroffenen.

Die Migräne-symptome kommen in Form eines Anfalls und sind meistens auf eine Hälfte des Kopfes begrenzt. Verursacht wird das Chaos im Gehirn durch eine Funktionsstörung des Hypothalamus. Diese Gehirnregion liegt zwischen den beiden Hirnhälften. Sie steuert das vegetative Nervensystem, das heißt, sie ist für die lebenswichtigen unbewussten Funktionen im Körper wie Herzschlag, Blutdruck und Atmung verantwortlich. Durch diese Fehlfunktion des Hypothalamus kommt es zum Verkrampfen und Verengen von Blutgefäßen im Gehirn. Diese Veränderung der Blutgefäße führt zu einem Sauerstoff- und Zuckermangel der Hirnzellen und damit zu Kopfschmerzen und vielen weiteren Symptomen. Ein Migräneanfall kann eine Stunde, aber auch einen ganzen Tag dauern.

Medikamente können nur die Symptome, nicht aber die Migräne lindern.

Ein Migräneanfall läuft in der Regel in vier Phasen ab:
Vorphase: Es kommt vor, dass sich ein Anfall schon Stunden und auch Tage zuvor mit bestimmten Symptomen ankündigt.  Diese Vorboten können Stimmungsschwankungen, Müdigkeit oder auch Heißhungerattacken sein.
Auraphase: Ungefähr zehn Prozent aller Migräne-patienten leiden unter neurologischen Ausfallsymptomen, wie Lähmungen und Sehstörungen.
Kopfschmerzphase: Die typischen, meist einseitigen Migränekopfschmerzen bestimmen diese Phase. Der Schmerz kann pochend, stechend, krampfartig oder auch pulsierend ausfallen.  Die Schmerzen nehmen bei Bewegungen des Kopfes zu.
Rückbildungsphase: Die Migränesymptome nehmen in der Rückbildungsphase langsam ab. Folgen eines Migräneanfalls sind Müdigkeit und Abgespanntheit. Erst nach Stunden hat sich das Gehirn von einem Anfall vollständig erholt. Unter bestimmten schweren Umständen kann diese Phase bis zu zwei Tagen dauern.

Migräne-formen
In sehr unterschiedlichen Ausprägungen kann sich Migräne ausdrücken. Bei jedem Menschen variieren die einzelnen Symptome. Doch kann man grundsätzlich unter drei Formen der Migräne unterscheiden.

Migräne ohne Aura: Unter einer Migräneattacke ohne Aura leiden die meisten Betroffenen. Hier steigern sich allmählich die überwiegend einseitigen Kopfschmerzen. Es kommt zu keinen weiteren neurologischen Ausfällen. Diese Schmerzen halten in der Regel zwischen 4 Stunden und drei Tagen an. Die klassische Migräne mit Aura: Bei der auch als „klassisch“ bekannten Form der Migräne treten vor den eigentlichen Migränekopfschmerzen neurologische Störungen auf. Die sogenannte Aura hat verschiedene Symptome. So haben Betroffene sehr oft Sehstörungen und ein Flimmern beeinträchtigt das Sehen. Auch das Gesichtsfeld kann eingeschränkt sein, sodass ein Migränepatient für mehrere Minuten auf einer Seite sehr viel weniger wahrnimmt. Bunte Lichtblitze können sich ebenso zeigen wie Lähmungen und Kribbeln in einzelnen Körperteilen. Weiterhin kann es durch den teilweisen Ausfall von Gehirnfunktionen zu Sprachproblemen kommen. Diese Aura kann sich wenige Minuten, aber auch bis zu einer Stunde hinziehen. Darauf folgt die Kopfschmerzphase, die sogenannte komplette Migräne: Neben den oben beschriebenen Symptomen der Aura kommt es bei einem Anfall einer sogenannten kompletten Migräne zu weiteren Ausfällen. Stimmungs- und Verhaltenswechsel, Heißhunger, Durchfall und Erbrechen, aber auch Lichtempfindlichkeit können bei den Betroffenen auftreten. Die komplette Migräne beginnt meistens schon am Morgen.

Migräne bei Kindern
Migräne kann schon im Kindesalter auftreten. Bis zu fünf Prozent aller Kinder unter 12 Jahren hatten schon einmal einen Migräneanfall. Eltern sollten hier wiederholte Kopfschmerzen des Kindes nicht auf die leichte Schulter nehmen. Treten diese Beschwerden gehäuft auf, sollte man einen spezialisierten Neurologen aufsuchen.

Trigger – die Migräneauslöser
Viele Migränepatienten haben für sich aus Erfahrungen mit der neurologischen Krankheit herausgefunden, was bei ihnen individuell einen Migräneanfall begünstigt oder sogar hervorruft. Diese Migräneauslöser werden auch „Trigger“ genannt. Die Faktoren sind sehr unterschiedlich:

  •  Stress,
  • grelles Licht,
  •   zu viel oder zu wenig Schlaf,
  • starke körperliche Belastung,
  •  Nikotin (aktives und passives Rauchen),
  • Alkohol (z. B. Rotwein),
  • Koffeinentzug,
  • hormonelle Schwankungen (Menstruation, Schwangerschaft, Pille),
  • Schokolade, bestimmte Käsesorten, Zitrusfrüchte.

Migränebehandlung
Migräneattacken kann man auf zwei Arten behandeln. Auch hier muss jeder Patient ganz individuell herausfinden, welche Form für ihn lindernd wirkt. Sowohl mit als auch ohne Medikamente ist eine Besserung möglich.

Medikamentöse Behandlung: Die Kopfschmerzen können während eines Migräneanfalls medikamentös behandelt werden. Je nach Stärke der Schmerzen und individueller Verträglichkeit des Patienten können sowohl Azetylsalizylsäure- als auch Paracetamol-Präparate eingesetzt werden. Gegen die Übelkeit helfen meist Metoclopramid-(MCP)-Präparate. Wenn diese größtenteils rezeptfrei erhältlichen Medikamente nicht ausreichen, sollte man einen Arzt aufsuchen. In sehr schweren Fällen kann dieser auch Betablocker zur Behandlung verschreiben. Weiterhin ist es möglich, durch eine dauerhafte medikamentöse Prophylaxe-Behandlung besonders schwere, langwierige Migräneformen zu behandeln.
Nicht medikamentöse Behandlung: Bei leichten Migräneanfällen ist es möglich, auch ohne Medikamente die Symptome zu mildern. Ein abgedunkelter Raum und kalte Kompressen können Kopfschmerzen lindern. Zudem können verschiedene Entspannungstechniken wie autogenes Training und progressive Muskelentspannung Abhilfe leisten.

Heilungschancen
Migräne ist eine chronische neurologische Krankheit. Eine wirkliche Heilung gibt es nicht. Allein durch Vermeidung von Auslösefaktoren, durch prophylaktische Medikation und durch den gezielten Einsatz von Entspannungstechniken kann die Anfallshäufigkeit gesenkt werden.